Trendwende für den Euro?
Ein schweres Jahr für den Euro geht zu Ende. Die Gemeinschaftswährung war auf einem passablen Niveau mit gut 1,13 US-Dollar je Euro gestartet. Doch im Jahresverlauf ging es Stück für Stück bergab. Der Euro fiel unter die Parität und im Tief sogar unter die Marke von 0,96 US-Dollar je Euro. Die Hauptgründe für die Euro-Schwäche – und im Umkehrschluss für die Dollar-Stärke – sind schnell aufgezählt: 1. Der Krieg in der Ukraine, der den Konjunkturaufschwung abwürgte und zu einer veritablen Energiekrise samt beschleunigter Inflation führte. 2. Die lange Zeit zögerliche Haltung der EZB, die sich mit der geldpolitischen Wende deutlich mehr Zeit ließ als die anderen großen Zentralbanken. 3. Während der US-Dollar als sicherer Anlagehafen von der Krise profitierte, ging Europa die „Friedensdividende“ der letzten Dekaden verloren und mit ihr auch die Attraktivität der Anleger.
EUR/USD: Euro profitiert von verbesserter Marktstimmung
Der Krieg hat den Euro unter Druck gesetzt und den US-Dollar als „Safe Haven“ gestärkt. Mit der besseren Börsenstimmung steigt auch EUR/USD
Im vierten Quartal konnte sich der Euro stabilisieren und wieder über die Parität steigen. Das lag zu einem guten Teil daran, dass sich die Stimmung am Kapitalmarkt aufhellte und den US-Dollar etwas unter Druck setzte. Zur verbesserten Stimmung und zum höheren Eurokurs trug bei, dass die Rezession in der Eurozone weniger stark ausfallen dürfte, als zwischenzeitlich zu befürchten war. Der Ausblick für das kommende Jahr hängt maßgeblich davon ab, wie Europa den Winter übersteht. Wenn unser Basisszenario eintritt, erlebt die Eurozone eine milde Rezession in den Winterquartalen. Ab dem Frühjahr dürfte aber das Wachstum zurückkehren. Der Euro sollte davon sukzessive profitieren. Hinzu kommt: Wenn es glimpflich durch den ersten Winter der Energiekrise geht, dürfte die Energiekrise vor dem Winter 2023/24 einen Teil ihres Schreckens verloren haben. Die Marktakteure sind dann bereits krisenerprobt und werden sich voraussichtlich nicht mehr so sehr schrecken lassen. Bis zum Jahresende 2023 sehen wir deshalb ein Kurspotenzial bis etwa 1,15 US-Dollar je Euro.
EUR/GBP: volatil seitwärts
Die Schuldenpläne der Regierung bewegten den Anleihe- und Devisenmarkt. Mit der wirtschaftspolitischen Neuausrichtung kehrt nun wieder Ruhe ein.
Britisches Pfund lässt turbulente Phase hinter sich
Die Regierungskapriolen sind nicht spurlos am Britischen Pfund vorübergegangen. Die „Trussonomics“ mit schuldenfinanzierten Steuersenkungen hatten zu Panik am Anleihemarkt und zu einer Abwertung des Pfundes geführt. Es kam zu einer Reihe von Rücktritten (inklusive desjenigen von Premierministerin Liz Truss) und neben der personellen Neuaufstellung auch zu einer politischen Kehrtwende. Der neue Finanzminister setzt auf ein höheres Maß finanzpolitischer Solidität. Das Pfund orientiert sich nun neu und wird 2023 wohl um die Marke von 0,85 Pfund je Euro schwanken.
Wechselkursprognosen
Euro: Aufwärtspotenzial im kommenden Jahr
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