Berenberg Akademie 2023
Nach der erfolgreichen letzten Berenberg Akademie in Berlin fand das diesjährige Netzwerkforum in München statt. Wie die Blockchain den Klimawandel bekämpfen und wie es von der Unternehmensgründung bis zum Börsengang gehen kann – das waren zwei der Themen auf dem Netzwerkforum der nächsten Generation. Die Veranstaltung bot spannende Vorträge und Möglichkeiten zum Networken, aber auch einen Ausblick auf zukünftige Finanzthemen und die Skyline von München.
Das Netzwerkforum der nächsten Generation
Nach einem „Get-together“ am Abend im Löwenbräu Keller startete die Berenberg Akademie am nächsten Morgen. Im Anschluss an eine Begrüßung von Oliver Meinschien
erzählte Start-up-Unternehmerin Lea Frank von ihrem Unternehmen „Anybill“, das sie während ihres Studiums mit Tobias Gubo im Jahr 2020 gründete. Die Menge an Kassenbons, die in Deutschland jährlich auf Papier gedruckt wird, entspricht etwa 208 Bäumen. Jedoch gilt: „Keine Buchung ohne Beleg“. Das Ziel des Start-ups ist es, diese Belege zu digitalisieren. Und dies nicht nur hier in Deutschland, die Firma ist bereits in sechs Ländern tätig, hat über fünf Millionen Euro in Funding erzielt und bereits in diesem Jahr acht Millionen Kassenbons digitalisiert. Der Ratschlag der Gründerin: Hat man eine Idee, so sollte man einfach direkt starten, sich fokussieren, mutig sein und sich ein engagiertes Team aufbauen.
Hat man eine Idee, so sollte man einfach direkt starten, sich fokussieren, mutig sein und sich ein engagiertes Team aufbauen.
Lea Frank, Gründerin & CEO Anybill
Können, wollen, dürfen? Das sind Fragen, die sich viele Teilnehmer der Berenberg Akademie stellen müssen. Auch wenn keine Nachfolge im Familienunternehmen ansteht, kann in Bereichen wie Immobilen, liquiden Mitteln oder Stiftungen „nachgefolgt“ werden. Amelie Eichblatt ist Junior- Partnerin bei PETER MAY Family Business Consulting und setzt sich täglich mit derartigen Themen auseinander. Als Wirtschaftsmediatorin und Coach begleitet sie Familienunternehmen in Nachfolge- sowie Konfliktsituationen. Unter Geschwistern sei sowohl das Nähe- als auch das Konfliktpotenzial am höchsten. Dies liege daran, dass die Beziehung oft die längste in unserem Leben sei, erklärte die Expertin. Beim Generationswechsel treffen zwei Welten aufeinander: Familie und Unternehmertum. Gelingen tut der Generationswechsel nur bei einem Drittel der Unternehmen. Umso wichtiger ist es, sowohl familiäre Bedürfnisse als auch unternehmensspezifische Anforderungen vor einem Generationswechsel frühzeitig zu kommunizieren, um dieser Statistik entgegenzuwirken.
Über das spannende Thema der ETFs berichtete Ludwig Kemper, der als Stratege und Portfoliomanager bei Berenberg tätig ist. Das Marktvolumen von ETFs ist in den letzten Jahren stark gewachsen und umfasste eine Billion US-Dollar in den Jahren 2021 und 2022. Aber wie verändert dieses enorme Marktvolumen die Märkte? Durch Bewertungsverzerrungen, trendverstärkendes Verhalten und Veränderung der Liquidität, erklärte Ludwig Kemper. Er betonte, wie wichtig es in diesem Zusammenhang sei, die Positionierung auf dem Markt zu beachten. Zusätzlich zu diesen Veränderungen ist auch eine zunehmende Volatilität laut dem Experten zu beobachten. Seit der Finanzkrise wurden bereits fünf sogenannte Extremevents verzeichnet, die zuvor im Durchschnitt einmal alle zehn Jahre aufgetreten sind.
Die Blockchain gegen den Klimawandel einsetzen? Das geht! Susanne Fromm nutzte die Zeit, um den Teilnehmern zu zeigen, wie mithilfe der Blockchain-Technologie der Markt der Kohlenstoff-Zertifikate revolutioniert werden kann. Denn die Technologie löst das „double spending“-Problem und ist mittlerweile auch viel energieeffizienter. Hier bietet sich eine große Chance für viele Industrien, die momentan noch sehr ineffizient arbeiten. Eine dieser Industrien ist der Handel mit Kohlenstoff-Zertifikaten. Die Gegenwärtigkeit zu vieler Mittelsmänner und die geringe Qualität der Zertifikate führen zu einem ineffizienten Ergebnis. Durch die Technologie können Kosten in diesem Markt sinken, das qualitative Angebot und die Transparenz der Zertifikate steigen, was auch zu einem großen Vorteil für die Liquidität der Zertifikate führt. Das Problem in der Umsetzung ist jedoch, dass die Blockchain-Technologie ein sehr komplexes Thema darstellt und viele abschreckt. Jedoch müssen wir uns alle angesichts des gegenwärtigen Anliegens der Klimakatastrophe und der großen Hoffnungen, die diese Technologie in diesem Gebiet darstellt, mit dem Thema auseinandersetzen.
Wenn es einen Goldrausch gibt, wollen wir lieber in den Schaufelhersteller als in das Gold investiert sein.
Oliver Fritz, Portfoliomanager bei Berenberg
Mit diesem Sinnbild erklärte Oliver Fritz, wie langfristiger Erfolg am Kapitalmarkt erzielt werden kann. Als Fondsmanager setzt er auf fundamentale „bottom-up“-Analysen, gepaart mit einem langfristigen Investmenthorizont und nachhaltigen Sichtweisen. In seinem vorgestellten Fonds befinden sich verschiedene Unternehmen mit strukturellem Wachstum in ihrer jeweiligen Branche wie zum Beispiel Pernod. Hier ist der unerwartete strukturelle Wachstumstreiber die jährlich wachsende Mittelschicht in China im Sektor Konsumgüter. Neben engen Kontakten zu den Unternehmen sind auch enge Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern und Industrieexperten nicht zu unterschätzen. Dies in Zusammenspiel mit täglichen Recherchen bildet die Grundlage, um „Stockpicking“ zu betreiben.
Die Werttreiber der Marke sind von 2021 bis 2022 komplett umgeschlagen. Dies sind Faktoren wie Volatilität, Inflation, Wachstum, Geldpolitik und Zinsniveau. Während 2021 ein Rekordjahr für Börsengänge war, hat der Markt im Jahr 2022 einen „Meltdown“ erlebt. Fredrik Gottlob erklärte, dass es in einem solchen Markt sehr schwer ist für Berenberg, Start-ups bis zum Kapitalmarkt zu begleiten. Bei besseren Voraussetzungen kann die Bank hier als Bindeglied zwischen dem Private- und dem Public Market fungieren. Dies war der Fall im Jahr 2018 mit BioNTech. Der wichtige Unterschied zwischen Private- und Public-Investoren ist, dass der Fokus von kurzfristigen Gewinnen zu langfristiger Stabilität wechselt und sich somit auch der Fokus des Unternehmens ändern muss. Jedoch wird auf wechselhaften Märkten agiert, in denen man sich eine eigene IPO-Pipeline bauen muss.
Abschließend nahm Davis Zöllner die Teilnehmer in seinem Vortrag mit auf die Reise seiner Unternehmensgründung. Begonnen hat diese bereits in seiner Schulzeit. Nachdem er durch ein Gericht trotz seiner Minderjährigkeit für geschäftsfähig erklärt wurde, gründete er sein Unternehmen „my.taag“, das Visitenkarten ins digitale Zeitalter bringt. Das Start-up schaffte es, bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ einen Deal mit Carsten Maschmeier zu erzielen. Nun steht die nächste Finanzierungsrunde an. Davis musste viele Hürden überwinden und gab den Ratschlag, dass wir, wenn wir eine gute Idee haben, diese einfach umsetzen sollten.
Zum Abschluss betonte Oliver Meinschien, für Berenberg passe der Fokus auf nachhaltige Anlagestrategien, zukünftige Technologien und Start-ups gut zur eigenen Unternehmensphilosophie, denn die inhabergeführte Bank setze weniger auf Indexfonds, sondern vertraue auf das „Stockpicking“ von Aktien und Unternehmen sowie die aktive Begleitung von Börsengängen und Kapitalmarkttransaktionen.
Wir freuen uns bereits auf die Berenberg Akademie 2024!
Das war die Berenberg Akademie 2023
Fotos und Video: Fabian Vogl | www.fabianvogl.com