Kooperationen und Netzwerke

Berenberg Stiftungs-Talk Spezial 2023

Berenberg Stiftungs-Talk Spezial 2023

Kooperationen und Netzwerke sind für Stiftungen unverzichtbare Instrumente. Indem sie Ressourcen und Expertise bündeln, können sie nachhaltige Veränderungen bewirken und komplexe Projekte vorantreiben. Welche Bedeutung Kooperationen für Stiftungen haben können und welche Herausforderungen sie mit sich bringen diskutierte Stefan Duus, Leiter Kompetenzteam Stiftungen & NPOs bei Berenberg, gemeinsam mit Stiftungsverantwortlichen auf dem Berenberg Stiftungs-Talk Spezial. Sascha Voigt de Oliveira, Partner, Rechtsanwalt und Steuerberater bei KPMG, zeigte den rechtlichen Rahmen des Themas auf und moderierte die anschließende Podiumsdiskussion, für die namhafte Expertinnen und Experten gewonnen werden konnten.

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Wie Stiftungen richtig miteinander kooperieren

In einer Welt, die zunehmend komplexer und vernetzter ist, ist es von großer Bedeutung, über den eigenen Wirkungskreis hinauszuschauen und nach Partnerschaften zu suchen. Kooperationen ermöglichen es Stiftungen, ihre Stärken zu kombinieren, Synergien zu schaffen und gemeinsame Ziele effektiver zu erreichen. Sie eröffnen Möglichkeiten, Ressourcen zu teilen, Expertise auszutauschen und voneinander zu lernen. Netzwerke wiederum bieten eine Plattform für den Dialog, den Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Stiftungen. Sie eröffnen Zugang zu neuen Perspektiven, innovativen Ansätzen und potenziellen Partnern. Indem Stiftungen ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen, können sie voneinander lernen und gemeinsam die besten Lösungen für die komplexen Probleme unserer Zeit finden.

Doch Kooperationen und Netzwerke stellen auch Herausforderungen dar. Sie erfordern Offenheit, Vertrauen und die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sie erfordern den Mut, neue Wege zu gehen und sich auf neue Partnerschaften einzulassen. „Kooperationen sind unersetzbar und vielschichtig, sie können aber auch ein tränenreicher Prozess sein, um auf gute Ergebnisse zu kommen, erläutert Sascha Voigt de Oliveira. „Daher ist es wichtig, auch die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen solcher Kooperationen im Blick zu behalten, um ungewünschte Folgen für die Gemeinnützigkeit zu vermeiden.“

Kooperationen sind unersetzbar und vielschichtig, sie können aber auch ein tränenreicher Prozess sein, um auf gute Ergebnisse zu kommen.

Sascha Voigt de Oliveira, Partner, Rechtsanwalt und Steuerberater bei KPMG

Was versteht man eigentlich unter Kooperationen? Der Begriff wird in verschiedenen Formen verwendet und meint zumeist eine freiwillige Zusammenarbeit zweier Stiftungen oder einer Stiftung mit einer Organisation (Unternehmen, Nonprofit-Organisationen, staatliche Einrichtung) auf projektbezogener Ebene. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit sind vielfältig. Dabei geht es etwa um die Bündelung von Ressourcen und Know-how, die Erweiterung der Handlungsfelder und Wirkungsbereiche oder um das zusätzlich Erschließen von Drittmitteln. „Dies alles könnten aber schon Punkte sein, die umsatzsteuerrechtlich bedeutsam sein können“, so Voigt de Oliveira.

Zudem wäre zu klären, wer eigentlich was macht. Sind es Körperschaften öffentlichen Rechts, die ihre eigenen Regelungsregime haben? Und was passiert, wenn ein gewerbliches Unternehmen mit einer gemeinnützigen Einrichtung kooperiert? „Das mag inhaltlich noch etwas Gutes sein, aber es könnte vielleicht doch den Rechtscharakter verändern. Partnerschaftliches Zusammenarbeiten hat bestimmte Folgewirkungen“, so Voigt de Oliveira. Auch bei der Finanzierung gibt es wichtige Fragen zu klären. Werden nur Mittel zur Verfügung gestellt oder interagiert man zusammen? „Das alles sind Themen, die man vorab in Form einer Vereinbarung oder Kooperationsstrategie miteinander besprechen sollte“, erläutert Voigt de Oliveira. „Dabei gibt der Inhalt den Takt vor. Teilnehmer müssen sich zusammensetzen und die richtige Form erarbeiten.“

Auf der anschließenden Podiumsdiskussion des Berenberg Stiftungs-Talks Spezial tauschten die Panel-Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Erfahrungen mit Kooperationen aus. „Messbare, wirkungsvolle Projekte erfordern eine transparente und konstruktive Partnerschaft auf Augenhöhe, erläuterte Dr. Thilo von Trott zu Solz, Vorstandsmitglied der Evangelischen Stiftung Alsterdorf.

Viele Stiftungen wollen komplexe Herausforderungen mit ihrer Arbeit meistern, um die Gesellschaft zu verbessern und da reichen einzelne Institutionen nicht aus.

Dr. Thilo von Trott zu Solz, Vorstandsmitglied der Evangelischen Stiftung Alsterdorf

Glücklicherweise hat sich die Herangehensweise an das Thema aus Sicht von Julia André, die den Bereich Bildung bei der Körber-Stiftung leitet, im Zuge der letzten Jahrzehnte sehr gewandelt. Wo es vor 20 Jahren noch hieß, „Wir wissen es am besten“, gelangt man heute zu der Einsicht „Gemeinsam bekommen wir mehr hin. Komplexität erfordert Kooperation – und das in neuen Konstellationen.“

Ein weiterer wichtiger Punkt wurde von Rando Aust, Leiter des Bereiches Corporate Citizenship & Public Affairs bei ECE, aufgenommen: „Bevor man überhaupt eine Kooperation eingeht, muss zuerst ein gewisses Eigenverständnis der Stiftung bestehen. Dies erfordert eine gute Auffassung darüber, wie satzungskonform gehandelt wird und Projekte gut gefördert werden können. Denn bei Kooperationen werden Projekte bewegt, die eine viel größere Dimension und Komplexität haben, aber auch verschiedene Interessen beinhalten. Dazu braucht es aber Klarheit in den Erwartungen und einer Partnerschaft auf Augenhöhe.“

Andreas Holz, kaufmännischer Leiter und Mitglied des Vorstands der Alfred Töpfer Stiftung F.V.S., betonte, dass für ihn eine Kooperation auf Augenhöhe nicht abhängig von der finanziellen Größe sein sollte. „Sobald die Größe der Kooperationspartner zu Schwierigkeiten führe, muss das Kooperationsverhältnis entsprechend angepasst sein, damit der kleinere Partner mit weniger Strukturen nicht überfordert wird.“ Er erinnert darüber hinaus an die Struktur, die in einer Stiftung eingehalten werden muss. „Vertrauen gehört dazu, aber ein Vertrag bei einer Kooperation ist zwingend erforderlich. Dieser Vertrag sollte Richtlinien beinhalten, sodass beide Parteien sich in dem Vertrag wiederfinden können“, so Holz.

Am Ende des Tages kooperieren nicht Organisationen, sondern Menschen.

Julia André, Leiterin Bildung Körber-Stiftung

Auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten fand in der Runde großen Anklang. In diesem Zusammenhang wies Julia André darauf hin: „Am Ende des Tages kooperieren nicht Organisationen, sondern Menschen.“ Sie erläuterte, wie wichtig es sei, dass man sich zwischenmenschlich mit seinem Kooperationspartner versteht. Jedoch müssen diese Netzwerke vorerst geschaffen werden. Sie sieht es als Teil ihrer Arbeit, Netzwerke bundesweit, aber auch lokal zu schaffen und zu pflegen.

Das Thema Netzwerk wird von allen Panel-Teilnehmern als maßgebend für die Arbeit einer Stiftung empfunden. „Der Ausgang ist immer das gemeinsame Gespräch mit der Offenheit, einander zuzuhören”, sagt Andreas Holz. „Das beginnt bei Gesprächen, die mit „man müsste mal“ anfangen und zu kreativen Ideen und außergewöhnlichen Kooperationen führen können.“

Um die Theorie in die Praxis umzusetzen, führte der Berenberg Stiftungs-Talk Spezial die Teilnehmer zum Netzwerken in Kleingruppen zusammen. In zwei Speed-Dating-Runden konnten sich die Stiftungsverantwortlichen untereinander vernetzen und sich gemeinsam mit den Panel-Teilnehmern tiefergehend austauschen. Nach den Anstößen zu den positiven Auswirkungen des Netzwerkens ein gelungener Abschluss der Veranstaltung.

Wir freuen uns bereits auf den nächsten Berenberg Stiftungs-Talk im Oktober 2023.

Sie sind Stifter oder Vertreter einer Stiftung? Melden Sie sich gern unter kompetenz_stiftungen@berenberg.de zum nächsten Event an.

Duus Stefan
Stefan Duus
Leiter Kompetenzteam Stiftungen & NPOs
Telefon +49 40 350 60-361

Das war der Berenberg Stiftungs-Talk Spezial 2023

Fotos: Kati Jurischka | www.katijurischka.de