Jahresende dürfte weitere Gewinne bringen

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das vierte Quartal 2025.

Horizonte | Marktausblick

Aktien

Auf den Punkt

  • US-Aktien haben im dritten Quartal deutlich aufgeholt, bleiben aber das Schlusslicht seit Jahresanfang.

  • Gewinnerwartungen für US-Unternehmen wurden im Rahmen der Q2-Berichtssaison und angesichts der starken KI-Unternehmen nach oben revidiert. Europa verzeichnet im Jahr 2025 kein Gewinnwachstum.

  • Saisonalität spricht für eine anhaltende Aktienhausse. Asiatische Schwellenländer werden zunehmend attraktiver.

US-Aktien haben im dritten Quartal aufgeholt

Ingesamt war das dritte Quartal erfreulich für Aktien. Fast alle wesentlichen Aktienregionen legten zu – am stärksten US-Aktien, angetrieben durch die großen KI-Gewinner. Asiatische Aktienmärkte folgten in der Performance-Rangliste, während europäische Aktien zuletzt auf der Stelle traten. Der starke Euro, duchwachsene Wirtschaftsdaten sowie politische Störfeuer, beispielsweise aus Frankreich, belasteten die Anlegerstimmung. Seit Jahresanfang haben europäische Aktien jedoch weiterhin US-Aktien in einheitlicher Währung deutlich outperformt.

US-Aktien haben zuletzt deutlich aufgeholt, bleiben aber seit Jahresstart das Schlusslicht in Euro gerechnet

Zeitraum: 15.09.2020–15.09.2025
Quelle: Bloomberg * KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis; Div. = Dividendenrendite (%); KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis. Werte basieren auf Schätzungen für die nächsten 12 Monate.

Gemischte Gewinnrevisionen

Im Zuge der starken Q2-Berichtssaison haben die Analysten die Gewinnschätzungen für den S&P 500 deutlich nach oben korrigiert. Der Konsens erwartet für dieses Jahr ein Gewinnwachstum von 11 %, für nächstes Jahr sogar von 13 %. Neben der deutlichen Abwertung des USD in diesem Jahr hat dabei das ungebremste Wachstum im KI-Bereich geholfen. Der schwache US-DolIar hat auch den Schwellenländeraktien geholfen. Insbesondere für Lateinamerika wurden die Gewinschätzungen jüngst nach oben revidiert. Im Gegenzug dazu hat der starke Euro und die Unsicherheit rund um die US-Zölle die hießigen Exporteure belastet. Hinzu kamen noch Sonderthemen wie eine schwächelnde Luxus-Nachfrage sowie Absatzprobleme bei Novo Nordisk. Mittlerweile gehen die Analysten von einem negativen Gewinnwachstum für Europa in diesem Jahr aus. Für 2026 rechnen die Analysten dann wieder mit einem positiven Wachtum von 8 %.

Markt hat Fed-Easing schon eingepreist

Obwohl der US-Arbeitsmarkt zuletzt geschwächelt hat und die Fed mit einer ersten Zinssenkung im September darauf reagiert hat, preist der US-Aktienmarkt keine Wirtschaftsabschwächung ein. Im Gegenteil: Die gesunkenen Fed-Leitzinsen wecken Hoffnungen auf eine deutlich lockere Geldpolitik und niedrigere Zinsen. Für die Aktienmärkte ist vor allem das mittlere und lange Ende der Zinskurve entscheidend. Da verschulden sich Unternehmen in der Regel, zudem werden die Gewinnschätzungen damit in den Modellen der Analysten abdiskontiert. Angesichts der nach wie vor sehr hohen Bewertungsniveaus für US-Aktienindizes scheint der Markt darauf zu setzen, dass dieses Mal auch die langfristigen Zinsen herunterkommen – und nicht wie bei der letzten Fed-Zinssenkung im Jahr 2024 die Anleihrenditen steigen. Ob dies aber wirklich eintritt, hängt davon ab, wie sich die Inflationszahlen entwickeln. Bleiben diese hartnäckig hoch, dürften auch angesichts der enormen Verschuldung weltweit die Zinsen nicht sinken, sodass eine weitere Bewertungsausweitung von hier aus zumindest fundamental nicht zu rechtfertigen wäre. Ausschließen können wir dies jedoch nicht. Denn der zunehmende Anteil an nicht-fundamentalen Investoren (zum Beispiel ETF-Sparpläne) dürfte die Bewertungen stukturell weiter nach oben treiben. Sollte zudem die globale Liquidität noch durch eine etwaige Wiedereinführung der quantitativen Lockerung durch die Zentralbanken weiter wachsen, könnten wir ein deutliches Überschießen am Aktienmarkt erleben.

Asiatische Schwellenländer als Beimischung attrakiv

Innerhalb der Aktienregionen finden wir die asiatischen Schwellenländer zunehmend attraktiv. Diese sind abgesehen von Indien nicht nur günstiger als insbesondere US-Aktien bewertet, sondern haben zuletzt auch relative Stärke bewiesen. Die chinesische Regierung setzt zudem gezielt Konjunkturanreize, lockert die Geldpolitik und fördert Konsum sowie innovative Branchen. Diese Maßnahmen haben die chinesichen Aktienmärkte in den letzten Monaten stabilisiert und sorgen für Investitionschancen, da viele Anleger in der Region unterinvestiert sind. Aber auch in vielen anderen asiatischen Schwellenländern wie beispielsweise in Südkorea werden Reformen und Infrastrukturprojekte vorangetrieben. Das dürfte für höhere Stabilität und Wachstumsaussichten in den nächsten Jahren sorgen.

Saisonal betrachtet verspricht das Jahresende sowie der Beginn des neuen Jahres eine Fortführung der guten Aktienmarktentwicklung. Begründet liegt dies unter anderem an saisonal tendenziell starken Fondszuflüssen sowie einem Optimismus für das neue Jahr.

Saisonalität bis Mitte Februar unterstützend

Historische Entwicklung des S&P 500 für alle Monatshälften und der relative Anteil einer positiven Performance in dieser Zeitperiode

Zeitraum: 01.01.1928–31.12.2024
Quelle: Bloomberg, Berenberg

Prognoseübersicht: Aktien dürften weiter zulegen

Berenberg- und Konsensprognose im Vergleich, Werte zur Jahresmitte und zum Jahresende 2026

* Durchschnitt, Konsensus Bottom-Up per 15.09.2025.
Quelle: Bloomberg, Factset, Berenberg

Was die Unternehmen bewegt

Politik und KI im Fokus

In unseren Gesprächen mit Unternehmen dominieren nach wie vor die Nachrichten zu künstlicher Intelligenz und politischen Entscheidungen – vor allem aus den USA. Dort wurde zuletzt die One Big, Beautiful Bill (OBBB) zur Stärkung der heimischen Investitionen abgesegnet, welche vor allem Steuererleichterungen vorsieht. Dies beflügelt aktuell den mittelfristigen Ausblick für den Ausbau der amerikanischen Industriebasis und sorgt höchstwahrscheinlich für eine Wiederbelebung der Bauaktivität im kommerziellen Bereich. Auch bei den erneuerbaren Energien konkretisierten sich die Steuervergünstigungen, die wohl zu Vorzieheffekten führen werden. Ebenso dominiert im Gesundheitsbereich weiterhin die Regulatorik. Nachdem Trump öffentlich mit Zöllen von bis zu 250 % auf pharmazeutische Produkte aus der EU gedroht hatte, sorgten die nun festgelegten 15 % für eine positive Überraschung. Neben höheren Investitionen in die Produktionskapazitäten in den USA helfen den Unternehmen die hohen Margen, den negativen Effekt abzufedern. Im Gegensatz dazu gerieten Softwareanbieter global unter Druck, nachdem sich die Sorgen verstärkten, dass KI die Geschäftsmodelle zumindest teilweise angreifen könnte. Währenddessen beflügelte die KI-getriebene Nachfrage nach Hochleistungschips die Kurse der Hersteller, welche sich zunehmend optimistisch für 2026 zeigten.

Martin Hermann, Senior Portfoliomanager Aktien

Autor

Ulrich Urbahn
Leiter Multi Asset Strategy & Research