Weniger Aufwärtspotenzial als in Jahren zuvor

Das Team Multi Asset Strategy & Research geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das erste Quartal 2026.

Horizonte | Marktausblick

Aktien

Auf den Punkt

  • Globale Leitindizes verbuchten nach einem volatilen vierten Quartal weitere Gewinne. Der DAX performte dabei schwächer als andere Aktienindizes.

  • Die Gewinnprognosen für US-Aktien wurden weiter nach oben korrigiert. Der Marktkonsens scheint davon auszugehen, dass auch 2026 ein starkes Jahr für US-Aktien wird.

  • Wir gehen davon aus, dass die Aktienhausse im nächsten Jahr anhält. Doch hohe Bewertungen und Makrorisiken in den USA dürften die Aktienrally etwas schwächer und vor allem volatiler ausfallen lassen als in den Jahren zuvor.

Deutscher Leitindex holt sich die rote Laterne im vierten Quartal

Trotz mehrerer Rücksetzer verbuchten globale Leitindizes im vierten Quartal weitere Gewinne. Die Aktien hierzulande entwickelten sich dabei schwächer als andere Aktienindizes. Der starke Euro, schwächelnde Wirtschaftsdaten und vor allem eine deutliche Korrektur bei Rüstungsunternehmen lasteten auf der Performance des DAX. Dennoch stiegen paneuropäische Leitindizes in diesem Quartal um fast 4 % an, auch weil defensive Sektoren, wie etwa der Gesundheitssektor zulegten. Sorgen über zu hohe Bewertungen im Technologiesektor, kombiniert mit etwas falkenhafteren Erwartungen bezüglich der Federal Reserve (Fed), führten im November zu einer kurzlebigen Marktkorrektur in den USA. Für Euro-Investoren wurde diese durch eine Aufwertung des Dollars etwas abgefedert. Die Aktienmärkte der Schwellenländer erwiesen sich als guter Portfolio-Diversifikator und generierten über die letzten drei Monate solide Renditen.

Obwohl der DAX zuletzt schwächelte, haben europäische Aktien in einheitlicher Währung 2025 besser performt als US-Titel

Zeitraum: 08.12.2020–08.12.2025
Quelle: Bloomberg *KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis; Div. = Dividendenrendite (%); KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis. Werte basieren auf Schätzungen für die nächsten 12 Monate.

US-Aktien dürften 2026 ihre Rally weiter fortsetzen

Auch in diesem Quartal haben die Analysten ihre Gewinnerwartungen für US-Aktien deutlich nach oben korrigiert. Mittlerweile wird für die Unternehmen des S&P 500 ein Gewinnwachstum von 14 % für das Jahr 2026 prognostiziert, nach bereits 12 % für 2025. Man kann den Aktienanalysten aber auch keinen Vorwurf machen. Zumindest auf dem Papier spricht nichts dafür, dass das Gewinnwachstum am US-Aktienmarkt im nächsten Jahr eine Pause einlegt. Die Kombination aus niedrigeren Zinsen, einer Trump-Administration, die für ein gutes Abschneiden in den anstehenden Zwischenwahlen wohl alle wirtschaftspolitischen Hebel in Bewegung setzen sollte, sowie solide US-Profitmargen, die sich durch KI-getriebene Einsparungen weiter ausweiten könnten, zeichnen auch 2026 ein positives Bild für US-Aktien.

Doch limitieren bereits hohe Erwartungen das Aufwärtspotenzial

Doch ganz so rosig sieht das Marktbild für US-Aktien nun auch wieder nicht aus. Zum einen deuten die sehr hohen US-Bewertungen und eine strukturell höhere Aktienpositionierung seitens der Privatanleger an, dass zumindest ein Teil der zuvor genannten positiven Treiber bereits eingepreist ist. Eine schwächelnde US-Konjunktur oder weniger Leitzinssenkungen seitens der Fed, wie von unseren Volkswirten erwartet, könnten letztlich dazu führen, dass die Rally amerikanischer Aktien schwächer ausfällt, als es der sehr bullenhafte Marktkonsens derzeit zu erwarten scheint. Zudem besteht das Risiko eines zweiten Deepseek-Moments – also, dass in China noch mehr qualitativ hochwertige KI-Konkurrenz entsteht. Eine breite regionale und sektorale Diversifikation ist für uns daher im Jahr 2026 wichtiger denn je.

Hohe US-Bewertungen machen Diversifikation attraktiver

In der Tat sind Aktien aus Europa und auch den Schwellenländern im Vergleich zu ihren Gegenstücken aus den USA sowie zu ihrer eigenen Historie günstiger bewertet. Auch die Gewinnrevisionen, die für US-Aktien zuletzt weiter anzogen, fielen in Europa deutlich schwächer aus. Die damit einhergehende geringere Erwartungshaltung, kombiniert mit regionalen Wachstumstreibern, wie etwa dem anlaufenden Konjunkturpaket in Deutschland, den Friedensverhandlungen in der Ukraine, Pekings neuem Fünfjahresplan, sowie der immer dominanteren Rolle, die asiatische Volkswirtschaften im „KI-Boom“ einnehmen, machen sowohl EM- als auch europäische Aktienmärkte als regionale Diversifikatoren auch 2026 interessant. Auf Sektorebene dürften Pharma- sowie Rohstoffaktien 2026 eine weitaus größere Rolle spielen als in den Jahren zuvor. Beide Segmente weisen im Vergleich zum Gesamtmarkt attraktivere Bewertungen sowie ein geringeres Positionierungsniveau auf. Gleichzeitig könnten sie Anlegern eine gewisse Diversifikation bieten, sollte sich der Marktkonsensus irren und ein anziehendes Inflationsmomentum eine weniger expansive Geldpolitik der Zentralbanken auf den Plan rufen.

Wenngleich auch 2026 ein weiteres positives Jahr für Aktien sein dürfte, limitieren die bereits sehr hohen Markterwartungen das Aufwärtspotenzial für das kommende Jahr. Wir erwarten daher, dass die Aktienhausse 2026 zwar anhält, aber geringer ausfallen dürfte als in den Jahren zuvor. Auf lange Sicht dürften die hohen Bewertungen auf dem Renditepotenzial von US-Aktien lasten.

Bewertungen limitieren Aufwärtspotenzial auf lange Sicht

Ein- bzw. fünfjährige Zukunftsrenditen des S&P 500 (Y-Achse), wenn der S&P 500 ein bestimmtes KGV (Shiller CAPE) erreicht hat (X-Achse)

Zeitraum: 01.01.1989–30.11.2025
Quelle: Shiller Data, Factset, Bloomberg, Berenberg

Prognoseübersicht: Rally geht weiter, aber schwächer als zuvor

Berenberg- und Konsensprognose im Vergleich, Werte zur Jahresmitte und zum Jahresende 2026

* Durchschnitt, Konsensus Bottom-Up per 08.12.2025
Quelle: Bloomberg, Factset, Berenberg

Was die Unternehmen bewegt

Anzeichen einer Erholung

In unseren Gesprächen mit Unternehmen dominieren weiterhin die Themen Konjunktur und KI. Inzwischen gibt es positive Signale aus der Industrie, aber auch aus dem Gesundheitsbereich. Der globale Softwaresektor hat mit anhaltenden Abflüssen zu kämpfen, da Investoren ihr Engagement in Halbleiteraktien sukzessive erhöhen, um vom KI-Boom zu profitieren. So haben auch Medienunternehmen trotz zuletzt stabiler Quartalsergebnisse weiter an Boden verloren, da die Angst vor der Disruption durch automatisierte Agenten weiter hoch ist. Demgegenüber stehen positive Entwicklungen im Gesundheitsbereich, insbesondere im Biotech-Sektor. Aber auch im Pharmasektor hellte sich die Stimmung in den vergangenen Monaten allmählich auf. Unternehmen konnten erste Deals zu Medikamentenpreisen mit der US-Regierung abschließen und dabei Worst-Case-Szenarien abwenden. Gleichzeitig zeigte die industrielle Nachfrage in den USA erste positive Tendenzen. Entsprechend berichten Unternehmen von einer Bodenbildung in der Auftragslage, während das Thema Re-Industrialisierung in den USA leicht an Fahrt aufnimmt. Finanzwerte konnten ihre Stärke zuletzt beibehalten. Die jüngsten Berichte rund um einen möglichen Frieden in der Ukraine beflügelten zuletzt außerdem wieder europäische Infrastruktur-Unternehmen und insbesondere Zementproduzenten, die von einem Wiederaufbau profitieren würden.

Peter Kraus, Leiter Portfoliomanagement Aktien

Autor

Fabian Birli
Multi Asset Strategy & Research Analyst