Aufwärtspotential für Rohöl nur bei weiterer Naohost-Eskalation
In Folge des „Liberation Day“ und der Einführung beispielloser Zölle fiel der Ölpreis zu Beginn des zweiten Quartals deutlich. Grund waren die Sorgen vor einer globalen Rezession, welche den Preis der Nordseesorte Brent seit dem 2. April um etwa 13 % drückten. Zudem belastete die Ankündigung der OPEC+, die Produktion aufgrund der Überproduktion einiger Kartellmitglieder wie Kasachstan und Irak im Juni und Juli um weitere 411 Tsd. Barrel pro Tag auszuweiten. Tatsächlich dürfte das Kartell damit auch das Ziel verfolgen, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen und Trumps Interesse eines niedrigeren Ölpreises nachzukommen. Trotz des jüngst wieder gestiegenen Ölpreises infolge der Eskalation im Nahost-Konflikt erwarten wir im Basisszenario wieder niedrigere Ölpreise. Sollte der Iran jedoch, wie bereits vom Parlament abgesegnet, tatsächlich die Straße von Hormus schließen, wodurch 20 % des weltweiten Öl- und 30 % des LNG-Angebots betroffen wären, dürfte der Ölpreis nachhaltig höher notieren
OPEC+ versucht verlorene Marktanteile zurückzugewinnen
Brent-Ölpreis pro Barrel (in USD) und OPEC-Marktanteil (in %)
Steigende Staatsschulden und Zentralbankkäufe stützen Gold
Gold konnte sich dem breiten Abverkauf an den Finanzmärkten infolge der Einführung reziproker Zölle Anfang April nicht gänzlich entziehen. Temporäre Wachstumssorgen, ein schwächerer Dollar sowie Befürchtungen einer stark steigenden Staatsverschuldung in den USA wirkten dem jedoch entgegen und stützten den Goldpreis im zweiten Quartal. Die weiterhin starke Nachfrage seitens Zentralbanken, die anhaltenden geopolitischen Spannungen sowie das steigende US-Haushaltsdefizit, welches die Tragfähigkeit der US-Schulden zunehmend infrage stellt, dürften neben einem sich weiter abschwächenden Dollar und einer bislang neutralen Positionierung den Goldpreis mittelfristig weiter stützen.
Zentralbanken dürften ihre Goldreserven weiter erhöhen
Prozentualer Anteil von Goldreserven am Gesamtbestand des Zentralbankvermögens
Industriemetalle im Spannungsfeld der Zollpolitik
Die Ankündigung reziproker Zölle und die damit verbundenen Wachstumsängste führten zu starken Kursverlusten an den Industriemetallmärkten – Kupfer verlor zeitweise bis zu 15 % an Wert. Trotz der neuen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte erholten sich einige Industriemetalle rasch. Grund dafür war eine vorgezogene Nachfrage, die durch die Sorge vor einer Ausweitung der Zölle auf weitere Metalle sowie durch niedrige Lagerbestände ausgelöst wurde. Wenngleich die US-Handelspolitik ein treibender Faktor bleibt und ein spürbarer Wirtschaftsaufschwung für eine nachhaltig positive Preisentwicklung nötig ist, bleibt die strukturelle Nachfrage aufgrund der grünen Transformation sowie der erhöhten Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben doch ungebrochen und dürfte die Industriemetallpreise mittel- bis langfristig weiter unterstützen.
Zollschock lastet auf Industriemetallen
Entwicklung von Nickel, Aluminium, Zink, Kupfer, Zinn und Blei indexiert auf 100 am 01.01.2024
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