Der Rohölmarkt dürfte vorerst überversorgt bleiben
Angesichts der Deeskaltion des Nahost-Konflikts sowie der mittlerweile vollständigen Rücknahme der freiwilligen Förderkürzungen der OPEC+ in Höhe von rund 2,5 Mio. Barrel pro Tag fiel der Ölpreis seit Ende Juli deutlich und stabilisierte sich seither unterhalb der Marke von 70 USD je Barrel. Damit notiert die Nordseesorte Brent in Euro gerechnet rund 20 % niedriger als zum Jahresanfang. Wenngleich sich die Produktion seitens der OPEC+ von hier aus stabilisieren sollte, dürfte der Ölmarkt durch den expansiven Kurs der Nicht-OPEC-Länder und eine insgesamt verhaltene Nachfrage zunächst überversorgt bleiben. Eine demnächst wohl abnehmende US-Schieferölproduktion, niedrige Lagerbestände außerhalb Chinas sowie mögliche US-Sanktionen gegen Indien für den Ankauf russischen Öls stehen hingegen einem starken Preisverfall entgegen.
Ölmarkt seit neun Monaten im Angebotsüberhang
Brent-Ölpreis pro Barrel (in USD) sowie globales Angebots- und Nachfragegefüge (in Mio. Barrel pro Tag)
Das Umfeld für Gold könnte derzeit kaum besser sein
Nachdem Gold zu Beginn des Jahres deutlich an Wert gewinnen konnte, verharrte das Edelmetall seit Ende April lange in einer engen Handelsspanne. Neben einer nachlassenden Nachfrage aufgrund des gestiegenen Preisniveaus begrenzte auch die gestiegene Risikobereitschaft vieler Investoren, die alternative Anlageklassen bevorzugten, einen weiteren Preisanstieg. Die Antizipation der kürzlich vollzogenen Zinssenkung der Federal Reserve, die Bedenken hinsichtlich einer schwindenden Unabhängigkeit der Zentralbank unter Donald Trump sowie stark gestiegene ETF-Bestände verliehen dem Edelmetall jedoch jüngst neuen Aufwind. Die strukturelle Nachfrage seitens der Zentralbanken, die anhaltenden geopolitischen Spannungen sowie steigende Staatsverschuldungen dürften neben einem sich weiter abschwächenden Dollar, zunehmenden Inflationsrisiken und einer verhaltenen Positionierung den Goldpreis mittelfristig weiter stützen.
Gold ETF-Bestände ziehen seit Jahresbeginn deutlich an
Goldpreisentwicklung (in USD) und Gold ETF-Bestände (in Mrd. Un-zen)
Metalle im Spannungsfeld widersprüchlicher Marktkräfte
Industriemetalle fanden zuletzt keine eindeutige Richtung, nachdem Trumps Zollpolitik zu teils deutlichen Bewegungen führte: Nachdem der Kupferpreis aufgrund von Zollsorgen deutlich anstieg, verlor das an der COMEX gehandelte Kupfer nach Bekanntgabe eines Importzolls auf nur halbfertige Kupferprodukte Ende Juli schlagartig an Wert. Nach vorne gerichtet dürfte die Nachfrage aufgrund vorgezogner Käufe und hoher Lagerbestände zunächst abflachen. Trotz kleiner chinesischer Schritte, die Nachfrage zu stützen, eines sich wohl weiter abschwächenden Dollars und einer strukturellen Nachfrage (Elektrifizierung, Aufrüstung) dürften Industriemetalle ohne deutlichen Wirtschaftsaufschwung vorerst seitwärts tendieren.
Lagerbestände an der COMEX auf höchstem Niveau seit 2003
Lagerbestände von an der COMEX und LME gehandeltem Kupfer
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