US-Dollar verliert an Boden, Yen mit Rückenwind

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das dritte Quartal 2025.

Horizonte | Marktausblick

Währungen

Die Dollarschwäche ist gekommen, um zu bleiben

Der Euro wertete in den ersten fünf Monaten des Jahres gegenüber dem US-Dollar um mehr als 10 % auf. Verantwortlich hierfür sind neben den Sorgen um die ausufernde US-Staatsverschulung die erratische Wirtschaftspolitik von Donald Trump, die robuste Konjunktur in der Eurozone sowie die Aussicht auf gesteigerte Fiskalausgaben auf dem alten Kontinent, insbesondere in Deutschland. In den kommenden Monaten werden neben der Handelspolitik voraussichtlich die US-Fiskalpolitik (Stichwort: Section 899), die Konjunkturdaten und die Notenbanken die wichtigsten Einflussfaktoren für den Euro-Dollar-Wechselkurs sein. Der Markt rechnet derzeit damit, dass die Fed den Leitzins bis zum Jahresende noch zwei Mal um 25 Basispunkte senken wird. Wir hingegen sehen aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks keinen Spielraum für eine weitere geldpolitische Lockerung der US-Notenbank. Sollte sich die Aussicht auf ein anhaltend höheres Zinsniveau in den USA am Markt durchsetzen, könnte der Dollar davon profitieren. Dem steht jedoch entgegen, dass die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter an Schwung verlieren wird, während die Eurozone etwas Tritt fassen könnte. Dies würde wiederum für den Euro sprechen. Die gegenteiligen Effekte dürften sich in etwa aufheben. Insgesamt rechnen wir daher damit, dass der Euro-Dollar-Kurs bis zum Jahresende tendenziell seitwärts tendiert. Langfristig wird der Dollar durch den von Trump verursachten Vertrauensverlust in die USA aber höchstwahrscheinlich noch stärker unter Druck geraten. Zumal die Trump-Administration selbst auch einen schwächeren US-Dollar anstrebt.

Dollar verliert trotz der zunehmenden Zinsdifferenz gegenüber dem Euro an Boden

Erratische Wirtschaftspolitk von Donald Trump belastet den Green-back

Zeitraum: 01.01.2023–20.06.2025
Quelle: Haver Analytics

BoJ zwischen steigender Inflation und Konjunktursorgen

Die japanische Kerninflation lag im April bei 3,5 % und damit deutlich über dem Zielwert von 2 %. Dies spricht eigentlich für weitere Leitzinsanhebungen. Gleichzeitig wirken sich die US-Zölle jedoch negativ auf die Konjunktur aus. Japan ist insbesondere durch die Zölle auf Autos stark direkt betroffen. Zudem wirkt sich auch eine Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft aufgrund des Zollstreits mit den USA negativ auf die Nachfrage nach japanischen Produkten aus. Die Bank of Japan (BoJ) wird den Leitzins daher nur sehr langsam anheben. Das könnte dem japanischen Yen für den restlichen Jahresverlauf dennoch einen gewissen Rückenwind verleihen, da alle anderen großen Zentralbanken der Industrienationen die Zinsen derzeit auf dem aktuellen Niveau belassen oder sogar weiter senken werden. Zudem profitiert der Yen in unsicheren Zeiten weiterhin von seinem Status als sicherer Hafen.

Japanischer Yen wird von weiteren Zinsanhebungen profitieren

BoJ hebt vorsichtig die Zinsen an

Zeitraum: 01.01.2023–20.06.2025
Quelle: Haver Analytics

Wechselkursprognosen

Berenberg- und Konsensprognose im Vergleich, Werte zum Jahresende 2025 und zur Jahresmitte 2026

* Durchschnitt, Konsens per 20.06.2025
Quelle: Bloomberg

Autor

Dr. Felix Schmidt
Leitender Volkswirt