Jenseits von Aktien und Anleihen – Merger Arbitrage als strategischer Baustein
Mehr Chancen auf Diversifikation, Stabilität und Marktunabhängigkeit im Portfolio
In einer Welt, in der geopolitische Spannungen zur Normalität geworden sind, Aktien und Anleihen sich zunehmend im Gleichschritt bewegen und Inflation real im Alltag spürbar ist, wird die Suche nach stabilen, marktunabhängigen Ertragsquellen zur Notwendigkeit. Genau hier setzt Merger Arbitrage an – als liquider, defensiver und marktneutraler Renditebaustein im Portfolio. Mit einem klaren Ziel: Stabilität, Diversifikation und attraktive Rendite – bei stets kontrollierbarem Risiko.
Die Anlagestrategie beruht auf einem einfachen Prinzip: Wird ein börsennotiertes Unternehmen übernommen, realisieren Merger Arbitrageure einen sog. „Spread“ als Vergütung. Die Marktbewegung spielt dabei kaum eine Rolle. Merger Arbitrage funktioniert in Bullenmarkt, Seitwärtsphase und Rezession.
Im Gegensatz zu klassischen Anlageklassen hängt Merger Arbitrage nicht von Unternehmensgewinnen, Konjunktur, Zinsen oder Inflationsdaten ab. Die Rendite ergibt sich einzig und allein aus der Übernahmekonstellation, nicht aus Mikro- oder Makro- faktoren. Das macht die Strategie in heutigen Zeiten besonders wertvoll: Sie bietet die Chance auf weitgehend unkorrelierte, schwankungsarme Erträge – und ergänzt damit Aktien und Anleihen nicht nur, sondern entlastet sie im Portfoliokontext.
Ob als Teilersatz für Anleihen, als Stabilitätsanker bei angespannten Bewertungen oder als gezielter Diversifikator – Merger Arbitrage passt in moderne Portfolios, die auf Ertrag, Risikosteuerung und Verlässlichkeit ausgelegt sind.
Dass die Strategie funktioniert, ist keine Theorie. Schon Warren Buffett setzte einst
stark auf Merger Arbitrage – zeitweise mit der Hälfte seines verwalteten Vermögens.
Diszipliniert, selektiv und unabhängig vom Marktumfeld.
Gerade im turbulenten Jahr 2025 – mit stark erhöhter Volatilität, sensiblen Märkten und Bewertungsniveaus, die nicht überall überzeugen – ist Merger Arbitrage wieder besonders relevant. Kein Allheilmittel, aber ein solider, liquider Baustein für Anleger, die nicht nur Rendite zu jedem Preis wollen, sondern Struktur und Verlässlichkeit – hier kann Merger Arbitrage eine neue, altbewährte alternative Säule im Portfolio darstellen.
Strategischer Baustein für moderne Portfolios
Trotz ihrer langen Historie, die bis in die 60er und 70er Jahre zurückreicht und der breiten Anwendung bei institutionellen angelsächsischen Investoren bleibt Merger Arbitrage in Europa, und insbesondere im DACH-Raum, ein weitgehend ungenutztes Potenzial. Dabei bietet die alternative Strategie gerade in einem anspruchsvollen Marktumfeld Vorteile – für Anleger von Privatanleger bis Stiftung:
- Attraktive, risikoadjustierte Renditen – mit geringerer Volatilität und mehr Planbarkeit
- Marktneutrale Struktur – unabhängig von Konjunkturzyklen und Makro- bzw. Zinsszenarien
- Echte Diversifikation – dank sehr niedriger Korrelation zu Anleihen- und Aktienmärkten
Dieses Berenberg Insight zeigt, wie Merger Arbitrage gezielt in die strategische Asset Allokation integriert werden kann – als liquider, robuster Portfolio-Baustein für mehr Stabilität, weniger Abhängigkeit vom Marktgeschehen und kalkulierbare Erträge.
Was ist Merger Arbitrage – einfach erklärt
Der Begriff klingt technischer, als die dahinterstehende Idee tatsächlich ist: Merger Arbitrage bezeichnet eine spezialisierte Anlagestrategie, die sich auf öffentliche Übernahmen konzentriert. Im Zentrum steht nicht ein einzelner M&A-Deal, sondern ein breit gestreutes Portfolio aus laufenden Transaktionen im Endstadium.
Wird eine öffentliche Übernahme angekündigt ist das Muster fast immer identisch – der Kurs der Zielgesellschaft steigt in Richtung des vereinbarten Kaufpreises – bleibt aber in der Regel leicht darunter. Der Grund: Opportunitätskosten und Risiko. Der Markt preist mögliche Restrisiken ein, etwa regulatorische Freigaben, Aktionärszustimmungen oder offene Finanzierungsfragen. Die Differenz zwischen dem aktuellen Kurs und dem Angebotspreis – der sogenannte Spread – ist die Ertragsquelle der Merger Arbitrage Strategie.
Ein Beispiel: Ein Käufer bietet 100 Euro pro Aktie, der Marktpreis liegt bei 96 Euro. Der Arbitrageur kauft die Aktie, hält sie bis zum erfolgreichen Abschluss – und realisiert die Preisdifferenz als Gewinn. Werden diese 4 Euro in sechs Monaten verdient, entspricht das einer annualisierten Rendite von rund 8 % (vgl. Abb. 1). Unabhängig davon, wie sich die Märkte insgesamt entwickeln.
Merger-Arbitrage-Portfolios erinnern in ihrer Struktur an ein rollierendes Anleiheportfolio – nur ohne Zinsrisiko. Kapital wird jeweils nur für die relative kurze Dauer einzelner Transaktionen gebunden. Ist ein Deal abgeschlossen, wird in die nächste Übernahme investiert. Das macht die Strategie besonders attraktiv in Phasen höherer Zinsen oder volatiler Märkte. Hinzu kommt eine Liquiditätsprämie: Viele klassische Aktienfonds oder Indextracker verkaufen ihre Positionen direkt nach einer Übernahmeankündigung. Schließlich haben sie ihren Job dann gut gemacht. Arbitrageure übernehmen diese Aktien auf der Ziellinie, stellen Liquidität zur Verfügung – und werden dafür mit einem zusätzlichen Aufschlag entlohnt.
Trotz dieser strukturell vorteilhaften Merkmale wird Merger Arbitrage noch immer missverstanden – einige Vorurteile halten sich hierzulande hartnäckig.
Mythos 1 : "Zu riskant, viele Deals scheitern"
Realität: >95% aller Deals schließen erfolgreich. Erfahrene Arbitrageure wählen gezielt sichere Transaktionen und diversifizieren.
Mythos 2: "Zu niedrige Renditen"
Realität: Stabile, risikoadjustierte Erträge. Spreads pro Deal: 2-5%, Portfolios oft >7-10% p.a. dank Deal-Tuirnover (Stand April 2025)
Mythos 3: " Nur Hedgefonds profitieren"
Realität: Internationale Pensionsfobds, Endowments und sogar Staatsfonds nutzen Merger Arbitrage zur Diversifikation & Portfoliostabilisierung
Mythos 4: "Nicht genug attraktive Deals"
Realität: Konstante M&A-Aktivität durchschnittlich 800 öffentliche Deals/Jahr -> diversifizierte Portfolios mit 30-40 lukrativen Transaktionen
Mythos 5: Funktioniert nur in bestimmten Marktphasen
Realität: Widerstandsfähig in jeder Zyklus-Phase. M&A bleibt zentral - Übernahmen und Fusionen finden in jeder marktphase statt.
Kurz gesagt: Merger Arbitrage ist – allen Mythen zu Trotz – eine klare, wiederholbare Strategie, die auf klaren Prozessen, wirtschaftlicher Logik und selektivem Risikomanagement beruht – und sich seit Jahrzehnten als stabiler, liquider Ertragsbaustein in Portfolios bewährt hat.
Abb. 1: Funktionsweise Merger Arbitrage
Praxisbeispiele: Merger Arbitrage in Aktion
Ein prominentes Beispiel unter hunderten von M&A-Transaktionen, aus denen Arbitrageure pro Jahr selektiv die attraktivsten Chancen identifizieren, ist in den USA die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft. Microsoft kündigte an, den Videospielhersteller für 95 USD pro Aktie zu übernehmen. Der Kurs stieg nach der Ankündigung – blieb aber lange deutlich darunter, zeitweise bei rund 80 USD. Grund waren überzogene regulatorische Bedenken, insbesondere aus den USA, die der Markt als potenzielle Dealbreaker bewertete.
Für Merger-Arbitrageure bot sich eine klassische Situation: Wer bei rund 80 USD einstieg und auf den erfolgreichen Abschluss setzte, konnte eine Differenz von 15 USD je Aktie vereinnahmen. Gleichzeitig entwickelte sich Activision operativ sehr positiv, was die Downside zunehmend begrenzte. Mit dem Closing der Transaktion realisierten Investoren eine hoch zweistellige annualisierte Rendite über Aktienniveau – unter anderem auch Warren Buffett, der über Berkshire Hathaway erheblich in den Deal investiert war. Auch wenn sein Vehikel zu groß für systematische Merger Arbitrage ist, zeigt der Fall: Von Zeit zu Zeit wird auch das Orakel noch aktiv. Solch öffentlichkeitswirksame Beispiele sind selten. Die meisten M&A-Arbitrage-Konstellationen sind wesentlich weniger aufregend – und die erzielten Renditen typischerweise eher auf High-Yield-Niveau.
Ein weniger bekanntes Beispiel aus Europa ist die Übernahme von Va-Q-Tec durch EQT. Va-Q-Tec, einst einer der großen Corona-Gewinner mit Fokus auf temperatursensible Verpackungen für die Pharma- und Biotechindustrie, wurde vom schwedischen Private-Equity-Investor im Rahmen eines Buyouts übernommen. EQT bot 26 Euro pro Aktie – ein attraktiver Aufschlag auf den Marktpreis. Während Long-Only-Investoren frühzeitig ausstiegen, eröffneten sich für Arbitrageure ein interessanter Spread. Der Markt preiste regulatorische Risiken ein – insbesondere rund um Envirotainer, einem weiteren EQT-Portfoliounternehmen. Die detaillierte Analyse zeigte jedoch schnell: Die Bedenken des breiten Marktes waren überzogen. Die Geschäftsfelder überschnitten sich nicht wesentlich, und der Deal wurde wie erwartet vollzogen. Zweistellige annualisierte Renditen waren auch hier die Folge – unabhängig vom Gesamtmarkt.
Dies sind nur zwei Beispiele unter vielen, die aber zeigen: Merger Arbitrage ist keine Spekulation, sondern eine Frage der Analyse. Wer bereit ist, tiefer zu blicken als passive Tracker und klassische Fonds, kann strukturelle Marktineffizienzen in Übernahmesituationen gezielt in Rendite umwandeln – besonders in den letzten Monaten im Börsenleben einer Aktie, wo andere Faktoren entscheiden. Der Großteil aller Transkationen läuft außerordentlich unspektakulär ab – und das ist auch gut so.
Waren Buffett, der Merger Arbitrageur
- Mehr als nur Value - Buffets früher Erfolg in den 1960/70er Jahren fußte in weiten Teilen auch auf Merger Arbitrage: "Ich habe wahrscheinlich an mindestens 300-Arbitrage-Situationen in meinem leben teilgenommen, vielleicht auch mehr."
- Merger Arbitrage Allokation - " Einst waren regelmäßig 30-40% von Buffets Partnerschaft in Merger Arbitrage investiert".
- Selektive Deals auch heute - Während Berkshire Hathaway zu groß für systematische Merger Arbitrage wurde, investiert Buffets Team noch immer selektiv in Mega-Deals z.B. Monsanto (2016), Red hat (2018) und Activision (2022)
Warum Merger Arbitrage?
Merger Arbitrage per se ist keine neue Strategie – aber sie war kaum so relevant wie heute. Bereits von Warren Buffett intensiv genutzt, bietet sie eine überzeugende Kombination aus Diversifikation, Stabilität und Verlässlichkeit für Investoren, die heute ihr Portfolio widerstandsfähiger aufstellen wollen.
Merger Arbitrage als Diversifikator für Portfolios
Die klassische Kombination aus Aktien für Wachstum und Anleihen für Stabilität hat über Jahrzehnte funktioniert – heute greift sie immer seltener, gerade wenn es darauf ankommt. In einem Umfeld, in dem Anlageklassen zunehmend gleichläufig reagieren, braucht es möglichst unkorrelierte Bausteine, die anders funktionieren und diversifizieren. Merger Arbitrage ist genau das: eine marktneutrale, liquide Strategie, deren Erträge nicht von Makrotrends, sondern von Unternehmensereignissen abhängen – unabhängig von Zinspolitik, Konjunktur oder geopolitischer Lage.
Als strategischer Portfoliobaustein überzeugt Merger Arbitrage durch hohe absolute und risikoadjustierte Ertragserwartungen sowie vorteilhafte Korrelationseigenschaften. Schon eine moderate Allokation kann die Rendite-Risiko-Struktur einer strategischen Asset Allokation (SAA) spürbar verbessern.
Abb. 2: Hypothetische Effizienzkurven
Beaobachtungszeitraum: letzte 10 Jahre (hypothetische annalusierte Volatitlität (Standardabweichung))
Stabilität in volatilen Zeiten
Die Ertragsquelle liegt wie geschildert in der Preisdifferenz zwischen Marktpreis und Übernahmepreis eines Unternehmens. Dieser Mechanismus funktioniert auch dann, wenn Märkte schwanken – denn Unternehmen fusionieren aus strategischer Notwendigkeit, nicht aus Stimmung. Entsprechend zeigte sich die Strategie in vergangenen Marktphasen robust mit geringem Downside-Capture – insbesondere in „klassischen“ Krisen.
Abb. 3: Geringere Verluste in Krisenphasen
Etabliert. Ereignisgetrieben. Ertragreich – Merger Arbitrage in der Strategischen Asset Allokation
Internationale institutionelle Investoren setzen seit vielen Jahren auf Merger Arbitrage als strategischen Diversifikator. Im aktuellen Marktumfeld zählt die Strategie z.B. zu den bevorzugten Bausteinen im Alternatives-Bucket vieler Versicherungen und Pensionskassen [1].
- Stabile, prognostizierbare Erträge unabhängig von Marktphasen
- Geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen – echte Diversifikation
- Attraktive risikoadjustierte Renditen bei überschaubarem Volatilitätsniveau
Merger Arbitrage ergänzt klassische Allokationen gezielt dort, wo andere Anlageklassen an ihre Grenzen stoßen.
[1] Barclays Capital Solutions: Outlook 2025
Warum Merger Arbitrage? – Übersicht für Anleger
Vorteil | Beschreibung | Relevanz |
---|---|---|
Stabile Erträge | M&A-Spreads als verlässliche Renditequelle, unabhängig von Makrotrends. | Planbare Erträge nicht nur für Investoren mit Kapitalerhaltfokus. |
Marktneutrale Struktur | Kaum Marktbeta, keine Konjunkturabhängigkeit – Ertrag aus M&A-Transaktionen. | Reduziert Schwankungen im Gesamtportfolio – besonders wertvoll in volatilen Phasen. |
Attraktive Sharpe Ratio | Deutlich höher als bei Anleihen, mit begrenztem Risiko. | Erhöht Effizienz im Portfolio. |
Geringe Korrelation | Nahezu null zu Anleihen, niedrig zu Aktien – echte Diversifikation. | Ergänzt bestehende Portfolios ohne Klumpenrisiken. |
Krisenresistenz | Hohe Deal-Abschlussquoten, stabile Spreads auch in Stressphasen. | Antizyklischer Baustein zur Glättung der Gesamtperformance in Krisen. |
Zinsvorteil | Arbitrage-Spreads steigen mit dem Zinsniveau, kein Durationsrisiko. | Relevanter Anleihe-Teilersatz bei steigenden oder schwankenden Zinsen. |
Liquidität | Tägliche Handelbarkeit über UCITS-Strukturen, keine Lock-Ups. | Geeignet für flexible, aktiv gemanagte Portfolios – volle Transparenz. |
Einfach Skalierbar | Rollierendes Modell, kontinuierlicher Reinvestitionsprozess. | Operational effizient – auch bei größeren Allokationen umsetzbar. |
Warum Jetzt?
Das heutige Marktumfeld bietet nahezu ideale Voraussetzungen für Merger Arbitrage: regulatorische Entspannung, höhere Zinsen und ein volatiler Kapitalmarkt schaffen attraktive Rahmenbedingungen für eine Strategie, die weitgehend unabhängig von Marktrichtung funktioniert. Relevante Wettbewerbsbehörden verfolgen einen zunehmend pragmatischeren Kurs – ein Vorteil. Genehmigungsverfahren werden effizienter, Deal-Unsicherheiten sinken. Für Arbitrageure bedeutet das: höhere Abschlussquoten, kürzere Haltedauern und schnellere Kapitalrotation.
Gleichzeitig profitieren Spreads direkt von höheren Zinssätzen – sie sind strukturell an den risikofreien Zins gekoppelt. Die typische Haltedauer von 3-6 Monaten erlaubt zudem eine dynamische Anpassung an sich verändernde Zinslandschaften. Während klassische Assetklassen also unter geopolitischen Spannungen und rückläufigen Unternehmensgewinnen leiden, bleibt Merger Arbitrage weitgehend unbeeindruckt. Die Erträge entstehen wie erwähnt isoliert aus M&A-Transaktionen – nicht aus Marktbewegungen. In turbulenten Phasen steigt daher die Nachfrage nach Strategien mit geringer Korrelation und planbarem Risiko.
Zudem ist Private Equity mit rekordhohem Dry Powder zum treibenden Faktor im Übernahmemarkt geworden. Günstige Aktienbewertungen in weiten Teilen des Marktes und überwältigender Anlagedruck begünstigen Public-to-Private-Transaktionen – oft mit attraktiven Prämien und klaren Finanzierungslinien. Für Arbitrageure eröffnen sich zusätzliche Chancen durch Bieterverfahren, Earn-Outs und variable Strukturierungen.
Merger Arbitrage ist nicht nur ein defensiver Baustein in unruhigen Zeiten – sie ist eine Strategie, die gerade jetzt strukturelle Vorteile in Rendite verwandeln kann.
Umsetzung: Drei Prinzipien für eine optimale Allokation
Eine erfolgreiche Merger-Arbitrage-Strategie verlangt Präzision, regulatorisches Know-how und die Fähigkeit, strukturelle Ineffizienzen gezielt zu nutzen. Der Schlüssel liegt nicht in der Breite, sondern in der Qualität der Selektion und des Risikomanagements: Kapital wird im Idealfall dort eingesetzt, wo Spreads attraktiv, Abschlusswahrscheinlichkeiten hoch und Wettbewerbsdruck gering sind. Drei strategische Schwerpunkte stehen hierbei im Scheinwerferlicht: Europa, Nebenwerte und der richtige Fokus.
I. Europa – Ein M&A-Markt mit ungenutztem Alpha-Potenzial
Der europäische M&A-Markt bietet Arbitrageuren nach wie vor strukturell unerschlossene Chancen. Während US-Märkte teils noch immer durch hohe Bewertungen und intensive Wettbewerbsdynamik gekennzeichnet sind, handeln viele europäische Unternehmen auf historisch attraktiven Bewertungsniveaus – besonders im Mid- und Small-Cap-Segment. In der Folge nehmen Public-to-Private-Transaktionen spürbar zu, u.a. in den Sektoren Industrie, Gesundheitswesen und Technologie.
Ein weiterer Vorteil: Die regulatorische Fragmentierung Europas erzeugt natürliche Ineffizienzen. Unterschiedliche Übernahmeregelungen, nationale Kartellbehörden und divergierende Genehmigungsprozesse machen die Struktur komplexer – aber auch lukrativer für erfahrene, lokal vernetzte Arbitrageure.
Ein Beispiel: Das deutsche Übernahmerecht ist eines der strengeren in Europa – mit ausgeprägtem Schutz für Minderheitsaktionäre, klaren Fristenregelungen und formalisierten Angebotsverfahren. Für Marktteilnehmer ohne tiefere lokale und sprachliche Verankerung wirkt dies oft abschreckend. Doch wer diese Regulatorik kennt und aktiv navigieren kann, findet breitere Spreads und besser kalkulierbare Abschlusswahrscheinlichkeiten.
Viele internationale Arbitrage-Fonds konzentrieren sich aus Effizienz- und Währungsgründen ausschließlich auf US-Deals mit hoher Liquidität und standardisierten regulatorischen Prozessen. Die europäische Opportunität bleibt unterbespielt – ein struktureller Vorteil für spezialisierte Manager mit regionalem Know-how und flexiblem Setup.
II. Small- und Mid-Cap-Deals – die unterschätzte Arbitrage-Quelle
Während Large- und Mega-Cap-Transaktionen zunehmend unter regulatorischem Druck stehen, entwickeln sich Small- und Mid-Cap-M&A-Deals (SMID) zur effizienteren Alternative – sowohl in puncto Risiko als auch Rendite. Gerade in diesem Segment entstehen often die mitunter attraktivsten Spreads, da viele sehr große Arbitrage-Fonds diese Transaktionen aus Liquiditätsgründen meiden oder strukturell nicht abbilden können oder wollen (siehe Punkt I).
Der Vorteil kleinerer Deals liegt auf der Hand: kürzere Genehmigungsprozesse, geringere kartellrechtliche Hürden und höhere Abschlussquoten sorgen für planbarere Erträge. Gleichzeitig ist die rechtliche Struktur identisch zu größeren Transaktionen – dieselben rechtsverbindlichen Kaufverträge, dieselbe Schutzwirkung für Investoren.
Die Spreads sind oft breiter, weil diese Deals weniger im Fokus großer Marktteilnehmer stehen – und damit ineffizienter bepreist sind. Genau hier entsteht das Alpha für spezialisierte Manager mit einem flexiblen Setup.
Die SMID-Kategorie bleibt eine weitgehend unerschlossene Nische mit überdurchschnittlichem Potenzial – besonders für Fonds, die unabhängig von Mindestvolumina, Indexzugehörigkeit oder Handelsliquidität agieren können. In einem Umfeld wachsender regulatorischer Komplexität bei Großtransaktionen wird sie aber zur strategisch relevanten Ertragsquelle.
Small- und Mid-Cap-Deals
Faktor | Europäische Merger Arbitrage | US Merger Arbitrage |
---|---|---|
Komplexität & Bewertungsfehler | Häufigere regulatorische Auflagen, grenzüberschreitende Genehmigungen und besondere Aktionärsanforderungen schaffen strukturelle Ineffizienzen und breitere Spreads. | Höherer Standardisierungsgrad, schnellere Verfahren und geringere regulatorische Komplexität führen zu engeren Spreads und schnellerem Spread-Abbau. |
Ineffizienzen bei Small & Mid-Caps | Größere Preisineffizienzen, da Risiken öfter falsch bepreist werden – besonders bei kleineren Transaktionen. | Größere Deals dominieren, der Markt reagiert effizient – Arbitragefenster schließen sich schneller. |
Private Equity als Übernahme-Treiber | Günstige Bewertungen machen europäische Targets attraktiv für PE – mit entsprechendem Arbitragepotenzial. | Größere US-Transaktionen sind häufiger strategisch motiviert (Konzern-Konsolidierung) mit geringerer Bewertungsanomalie. |
Marktdichte & Wettbewerb | Geringere Hedgefonds-Durchdringung in Europa, weniger Wettbewerb – strukturelle Spreads bleiben länger bestehen. | Hohe Marktteilnahme durch spezialisierte US-Hedgefonds – Ineffizienzen werden schneller ausgenutzt. |
III. Pure-Play Merger Arbitrage – Fokussierung schafft Stabilität
Merger Arbitrage funktioniert am besten, wenn sie klar fokussiert und konsequent umgesetzt wird. Ein reiner Pure-Play-Ansatz konzentriert sich ausschließlich auf bereits angekündigte M&A-Transaktionen – und verzichtet bewusst auf Mischformen und Beimischung von Special Situations, Distressed Debt oder Pre-Deal-Spekulationen.
Das Ergebnis: höhere Prognostizierbarkeit, geringere Marktrisiken und noch klarer kalkulierbare Erträge. Während gemischte Event-Driven-Strategien stärker von externen Faktoren, Beta & Co. beeinflusst werden, bleibt eine reine Merger-Arbitrage-Strategie weitgehend unbeeindruckt von makroökonomischen Entwicklungen.
Da die Positionierung auf vertraglich gesicherte Transaktionen erfolgt, entstehen strukturierte Auszahlungsszenarien mit niedriger Volatilität. Gerade in volatilen Marktphasen zeigt sich der Vorteil dieser disziplinierten Herangehensweise: rechtliche Klarheit, regulatorische Struktur und selektive Umsetzung machen Pure-Play Merger Arbitrage zu einer marktneutralen Ertragsquelle mit hoher Stabilität – und zu einer relevanten Alternative für Investoren.
Zusammenfassend folgt eine erfolgreiche Merger-Arbitrage-Strategie im Jahr 2025 drei klaren Prinzipien:
- Europa nutzen – Marktineffizienzen durch regulatorische Fragmentierung und Bewertungsabschläge gezielt erschließen.
- Small- und Mid-Cap-Deals bevorzugen – höhere Abschlussquoten und breitere Spreads durch geringeren Wettbewerb.
- Pure-Play-Ansatz verfolgen – Spekulationsrisiken vermeiden und ausschließlich auf vertraglich gesicherte Transaktionen setzen.
Wer diesen selektiven Ansatz verfolgt oder allokiert, kann sich nicht nur stabile, planbare Ertragschancen schaffen, sondern erschließt in einem herausfordernden Marktumfeld auch das Potenzial für strukturell überdurchschnittliches Alpha.
Fazit:
Bröckelnde Korrelationen, geopolitische Spannungen und plötzliche Volatilitätsschübe machen klassische 70/30-Allokationsstrukturen zunehmend anfällig. Merger Arbitrage bietet hier eine belastbare Alternative: marktneutrale, risikoarme Ertragschancen, die auf M&A-Transaktionsstrukturen statt Makroprognosen beruhen – mit hoher Planbarkeit, geringer Volatilität und echter Diversifikationswirkung.
Gerade hierzulande besteht enormer Aufholbedarf. Derzeit ist ein gutesUmfeld,
um diesen Schritt zu gehen: attraktive Arbitrage-Spreads, regulatorische Entspannung und anhaltender Investitionsdruck von Private-Equity- Investoren schaffen aussichtsreiche Bedingungen – nicht nur für Erst-Allokatoren. Während institutionelle Anleger in den USA und UK Merger Arbitrage längst als festen Allokationsbaustein etabliert haben, bietet sich nun auch für
Family Offices, Dachfonds und Wealth Manager die Gelegenheit, gezielt nachzuziehen.
Das Berenberg Insights macht deutlich: Merger Arbitrage ist keineswegs nur taktische Beimischung, sondern vielmehr ein strategischer Baustein für robuste, zukunftsorientierte Portfolios. Wer heute allokiert, sichert sich mehr als Rendite – nämlich die Chance auf Stabilität, Struktur und Unabhängigkeit vom nächsten Marktzyklus.
Zentrale Takeaways für Allokatoren – warum Merger Arbitrage jetzt besonders relevant ist
- Niedrige Korrelation, geringe Volatilität Merger Arbitrage zeigt historisch eine geringe Korrelation zu Anleihen- und Aktienmärkten – und liefert zugleich stabilere, prognostizierbare Erträge.
- Attraktives Renditepotenzial Die Strategie bietet systematische Mehrrenditen über Geldmarktniveau – mit klar kalkulierbarem Risiko und hoher Replizierbarkeit.
- Profiteur steigender Zinsen Arbitrage-Spreads sind positiv mit dem Zinsniveau korreliert – ein struktureller Vorteil in Phasen erhöhter Inflation oder restriktiver Geldpolitik.
- Alternative zu Anleihen Als marktneutrale Strategie bietet Merger Arbitrage eine renditestarke Ergänzung zu Fixed-Income-Allokationen – ohne Durationsrisiko, mit täglicher Liquidität.
Chancen
- Attraktives Renditepotenzial von Aktien in Übernahmesituationen
- Entwicklung von Aktien in Übernahmesituationen stabiler als der breite Markt
- Mögliche Zusatzerträge durch Einzelwert- und Situationsanalyse und aktives Management
- Konsequente Absicherung von Währungsrisiken
Risiken
- Anteilswert kann unter den Kaufpreis fallen, zu dem der Kunde den Anteil erworben hat
- Hohe Schwankungsanfälligkeit von Aktien, Kursverluste möglich
- Zeitweise unterdurchschnittliche Entwicklung von Aktien in Übernahmesituationen möglich
- Keine Erfolgsgarantie für Einzelwertanalyse und aktives Management
- Der Einsatz von Derivaten zur Erleichterung bestimmter Anlageverwaltungstechniken, einschließlich des Aufbaus von sowohl "Long"- als auch "synthetischen Short"-Positionen und der Schaffung einer Markthebelwirkung, um das wirtschaftliche Engagement eines Fonds über den Wert seines Nettovermögens hinaus zu erhöhen, kann dazu führen, dass sich das Gesamtrisikoprofil der Fonds erhöht
- Eine positive Rendite kann nicht garantiert werden. Die Performance eines Merger-Arbitrage-Produkts kann sich unabhängig von allgemeinen Aktienmarkttrends entwickeln, da sowohl positive als auch negative Aktienbewegungen den Gesamtwert beeinflussen können
Autoren


Ihr Kontakt

Selin Ceylan
Selin Ceylan ist seit Juni 2020 Produktspezialistin für das diskretionäre Aktien Portfoliomanagement Team. Vor ihrer Zeit bei Berenberg war sie im Investment Management Bereich von Morgan Stanley tätig. Selin Ceylan hält einen Bachelor of Science in International Management und einen Master of Finance von der Frankfurt School of Finance & Management.