Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das vierte Quartal 2025.

Kapitalmärkte - Horizonte | 19. Sep 2025

Horizonte Q4 | 2025

Unser Marktausblick - jedes Quartal neu
Lesedauer: 15 MIN

Kernaussagen des Ausblicks

Konjunkturelles „Weiter so“

Die Konjunktur erscheint stabil mit zuletzt leicht steigenden Erwartungen. Für 2026 zeichnet sich ein Wachstum
auf diesjährigem Niveau und keine Wende in der Fiskalund Geldpolitik ab. Eine deutlichere Schwäche des US-Arbeitsmarktes und der US-Konjunktur bleibt ein Risiko.

Don’t fight Trump

Mit wachsendem Einfluss Trumps auf die Fed sollten Anleger kurzfristig noch weniger gegen ihn wetten. Bis zu den Zwischenwahlen 2026 wird er alles tun, um niedrige Zinsen, eine robuste Konjunktur und einen Bullenmarkt bei Aktien zu erreichen. Das dicke Ende droht später

Reale Anlagen im Fokus

Fiskalische Risiken in den USA und Europa steigen wegen hoher Defizite. Die Folgen sind steilere Zinskurven sowie eine anhaltende Nachfrage nach knappen Anlagen. Die Schwächung der US-Institutionen begünstigt zudem einen schwächeren Dollar. Der Bullenmarkt bei Aktien und Edelmetallen dürfte weitergehen, doch ein sprunghafter Renditeanstieg bleibt ein Hauptrisiko für die Märkte.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor drei Monaten titelten wir unseren Ausblick mit den Worten „Etwas Entspannung nach dem Zolltheater“ und argumentierten, dass neue Allzeithochs bei US-Aktien nur eine Frage der Zeit seien. Seither brachte die Zollsituation mehr Klarheit, Trumps Steuererleichterungen wurden verabschiedet, die Unsicherheit an den Märkten nahm ab – erkennbar an sinkenden Volatilitäten. Systematische Anlagestrategien, die im Juni noch gering in Aktien positioniert waren, bauten Aktien auf. Positive Konjunkturdaten dominierten in Europa und den USA, US-Unternehmensgewinne überraschten nach oben – auch dank des schwachen US-Dollars – und die US-Notenbank senkte trotz zu hoher Inflation erneut die Zinsen. Der Bullenmarkt setzte sich fort – insbesondere US-Aktien eilten von einem Höchststand zum nächsten. Noch besser entwickelten sich jedoch Gold und Silber, befeuert durch Trumps Angriffe auf die Fed.

Im vierten Quartal sollten sich die Effekte der Zölle, der US-Einwanderungsbeschränkungen, der expansiven Fiskalpolitik und der fiskalischen Dominanz noch stärker zeigen: In den USA ist mit etwas schwächerem realen, aber robustem nominalen Wachstum und sinkenden Zinsen trotz zollbedingter Inflation zu rechnen. Für Europa erwarten unsere Volkswirte eine leichte Belebung. Die wieder hohe Positionierung systematischer Anleger macht die Aktienmärkte anfälliger für eine Korrektur. Diskretionäre Anleger sind jedoch weniger optimistisch und geringer positioniert. Für die Entwicklung der Märkte bis zum Jahresende wird aber entscheidend sein, ob die Marktteilnehmer Ende des Jahres optimistisch oder pessimistisch in das kommende Jahr blicken. Die Konsensuserwartung für das Wirtschaftswachstum für die Regionen legt ein „Weiter so“ mit ähnlichen Wachstumsraten wie in diesem Jahr nahe. Die jüngste Schwäche des US-Arbeitsmarktes zeigt aber das Risiko einer schwächeren US-Konjunktur. Mit Blick auf 2026 gewinnen die US-Zwischenwahlen an Bedeutung. Angesichts seiner niedrigen Zustimmungswerte benötigt Donald Trump einen robusten Arbeitsmarkt, spürbares Wirtschaftswachstum, einen anhaltenden Bullenmarkt bei Aktien und niedrigere Zinsen. Dafür wird er alles tun. Anleger sollten sich dem nicht entgegenstellen. Früher hieß es: „Don’t fight the Fed“ – man solle nicht gegen die Fed wetten, denn sie hat die tieferen Taschen und damit die Marktmacht. Nun muss es wohl erst einmal „Don’t fight Trump“ heißen, zumal er auch die Kontrolle über die Fed anstrebt. Die politischen Risiken bleiben damit aber hoch, auch im Hinblick auf Russlands Krieg in der Ukraine. Eine geschwächte Unabhängigkeit der Notenbank, Zinssenkungen trotz steigender Inflation und fiskalische Exzesse sind ein Rezept für hohe Anleiherenditen, eine steilere Zinskurve, einen schwächeren Dollar und eine anhaltende Nachfrage nach knappen Sachwerten. Das größte Risiko ist ein starker Renditeanstieg langlaufender Anleihen, auch in Europa (Großbritannien, Frankreich). Solange dieser ausbleibt, dürfte der Bullenmarkt bei Aktien und Edelmetallen weitergehen. Aktien außerhalb der USA dürften an Bedeutung gewinnen.

Im Insights-Interview erläutert Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy & Research, welche großen Veränderungen es in der Marktstruktur in den letzten Jahren gab, was für Anleger wichtiger geworden ist und wie wir bei Berenberg darauf reagieren. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

Prof. Dr. Bernd Meyer

Chefanlagestratege Wealth and Asset Management

Herausgeber

Prof. Dr. Bernd Meyer
Chief Investment Officer
Telefon +49 69 91 30 90-225

Archiv der vorherigen Ausgaben