Angebotsknappheit beflügelt Rohölpreis

Berenberg Märkte, Monitor

Im zweiwöchentlichen Monitor geben wir Ihnen einen strukturierten Überblick über die aktuelle Kapitalmarktlage und beleuchten wichtige Entwicklungen.

Aktueller Marktkommentar

Der August begann mit einem Mini-Schocker. Neben S&P stufte nun auch die Rating-Agentur Fitch die langfristige Kreditwürdigkeit der USA auf AA+ herab. Grund hierfür seien das steigende Haushaltsdefizit, die wachsende Staatsverschuldung und die ständigen Patt-Situationen in der politischen Führung bei Steuer- und Schuldenfragen. Die Kapitalmärkte reagierten auf die Nachricht mit erhöhter Volatilität, fallenden Aktienkursen und steigenden Anleiherenditen. Lediglich Energierohstoffe setzten ihre Rallye dank fundamentaler Knappheit unbeirrt fort. Die US-Inflationsdaten für Juli kamen indessen wie erwartet rein und vermochten keine neuen Impulse zu geben. Anleger rechnen daher mit einer Zinspause für die September-Sitzung der Fed. Für Q1 nächstes Jahr wird die erste Zinssenkung gepreist. Angesichts auslaufender negativer Basiseffekte und den wieder gestiegenen Rohstoffpreisen dürfte die Inflation sich allerdings zusehends schwer tun weiter zu fallen, was die Wahrscheinlichkeit längerfristig hoher Zentralbankzinsen erhöht.

Kurzfristiger Ausblick

Die Q2-Berichtssaison neigt sich dem Ende entgegen – fast 90% der Unternehmen in den USA und Europa haben bereits berichtet. Nach den zwei großen Zentralbanksitzungen wird es in den nächsten Wochen geldpolitisch etwas ruhiger. Am Dienstag werden die ZEW-Erwartungen für das deutsche Wirtschaftswachstum (Aug.), die Einzelhandelsumsätze (Jul.) für die USA und China, die chinesische Industrieproduktion (Jul.) und der Empire State Index (Aug.) veröffentlicht. Mittwoch folgen die BIP-Daten (Q2) und die Arbeitslosenzahlen (Q2) der Eurozone, sowie die Industrieproduktion der USA (Jul.) und Eurozone (Jun.). Am Donnerstag wird der Philadelphia Fed Index (Aug.) und Freitag die Verbraucherpreise (Jul.) der Eurozone veröffentlicht. In der Folgewoche wird der Erzeugerpreisindex (Jul.) und der IFO-Geschäftsklimaindex (Aug.) für Deutschland, sowie die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Aug.) für Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA publiziert.

Mehr Nachfrage als Angebot – Knappheit beflügelt Rohölpreis

Quelle: Bloomberg, Zeitraum: 01.01.2021 – 11.08.2023
  • Rohöl setzte mit verstärkten Zeichen eines Nachfrageüberhangs dem holprigen Jahresstart ein Ende. Das Angebots-Nachfragegefüge ist dabei doppelt knapp: Auf der Produktionsseite setzt die OPEC die freiwilligen Kürzungen fort, auf der Nachfrageseite stützen die Driving- und AirCon-Season im Westen und höhere Importe in China.
  • Mit einer Performance von über 15% seit Beginn des dritten Quartals stellte sich Brentöl damit den erneut im Gleichlauf belasteten Aktien und Staatsanleihen als guter Ausgleich entgegen.