Hohe Inflation, höhere Marktzinsen

Die Marktzinsen sind diesseits und jenseits des Atlantiks spürbar gestiegen. Die zehnjährige Bundesanleihe hat erstmals seit Mitte 2019 wieder den Negativzinsbereich verlassen und schwankt aktuell um die 0 %-Marke.

In den USA rentiert die zehnjährige Staatsanleihe mit rund 1,8 %. Der Treiber dafür ist die Inflation, die die Notenbanken zur geldpolitischen Kehrtwende zwingt. Ist der Zinsanstieg ein Problem? Aus volkswirtschaftlicher Sicht lautet die Antwort: nein (für die Märkte ist der Zinsanstieg hingegen relevant). Der Zinsanstieg bedeutet eine ganz allmähliche Rückkehr Richtung Normalität. Die Zinsen waren lange deutlich zu niedrig gemessen an den ökonomischen Fundamentaldaten. Die konjunkturelle Entwicklung wird durch den Zinsanstieg nicht gefährdet. Und auch die Sorge, hochverschuldete Staaten könnten die steigende Zinslast nicht verkraften, ist vorerst unbegründet. Erstens bleibt das Zinsniveau und damit das Finanzierungsumfeld weiterhin sehr niedrig. Zweitens betrifft der Zinsanstieg nur Neuemissionen. Der größte Teil der Staatsschulden ist aber noch längerfristig zu den bestehenden Konditionen finanziert. Und drittens spült die Inflation mehr Steuern in die Staatskassen (zum Beispiel über die Mehrwertsteuer, die nun auf höhere Preise erhoben wird).