Nach Jahren relativer Schwäche gegenüber Large Caps mehren sich im Segment europäischer Small und Micro Caps die Anzeichen für eine Trendwende. Bewertungsabschläge gegenüber Large Caps nahe Rekordniveaus und der laufende Zinssenkungszyklus bildeten schon länger ein attraktives Fundament – doch nun kommt auch wirklich Bewegung in das Segment: Kapitalflüsse kehren nach Europa zurück, die konjunkturellen Aussichten hellen sich auf, und die Marktbreite nimmt spürbar zu. In diesem Umfeld beginnen Nebenwerte – insbesondere Micro Caps – wieder das zu tun, was sie historisch oft getan haben: Large Caps outperformen.
Marktentwicklung und Fondsperformance
Langfristig zählen die profitabelsten europäischen Nebenwerte zu den besten Performern. Das zeigt auch Abbildung 1, in der die relative Entwicklung der 30 % renditestärksten Small und Micro Caps gegenüber dem MSCI Europe Large Cap Index abgebildet ist – indexiert auf 100 im Jahr 1996. Über diesen Zeitraum fällt die Performance der profitabelsten Nebenwerte, bei temporären Rückschlägen, insgesamt um ein Vielfaches höher aus. In den vergangenen Jahren gerieten Small und Micro Caps wie auch schon in vergangenen Phasen unter Druck. Seit Jahresbeginn 2025 mehren sich nun die Anzeichen für eine Trendwende.
Abb. 1: Top 30% RoE-Nebenwerte schlagen Large Caps langfristig deutlich
mit zuletzt wieder positivem Momentum
Im bisherigen Jahresverlauf per Ende Juni 2025 konnten europäische Nebenwerte insgesamt solide zulegen: Der MSCI Europe Small Cap verzeichnet eine Performance von +12,23 %, europäische Micro Caps liegen bei +9,73 % und stehen damit sogar vor Large Caps (+8,19 %).
Abb. 2: H1/2025-Performance ausgewählter Indizes und dem Berenberg European Micro Cap
In diesem Marktumfeld konnte der Berenberg European Micro Cap Fonds eine überzeugende Performance erzielen. Zum Stichtag 30.06.2025 lag die absolute Wertentwicklung bei +14,07 %, was einer Outperformance von 4,34 Prozentpunkten gegenüber der Benchmark entspricht (M-Anteilklasse). Treiber waren sowohl Titel, die nach temporärer operativer Schwäche wieder Tritt fassen, als auch gezielt neu aufgenommene Positionen mit teilweise hervorragender Kursentwicklung.
Beispielhaft für den positiven Beitrag neu aufgenommener Titel stehen:
- STIF SA: Der französische Spezialist für Sicherheitstechnik in Batteriespeichern profitiert vom weltweiten Ausbau stationärer Energiespeicher und Batteriesystemen. Seine Schutzsysteme verhindern, dass sich Batteriebrände unkontrolliert ausbreiten – ein zentrales Sicherheitskriterium bei Großprojekten im Bereich Stromspeicherung und regulatorisch häufig gefordert. STIF hat sich hier als technischer Marktführer etabliert und ist für Kunden wie Tesla, Fluence oder Sungrow unverzichtbar. 2024 konnte das Unternehmen sein operatives Ergebnis vervierfachen, getragen von der rasch wachsenden Energie-Sparte, die inzwischen fast die Hälfte des Geschäfts ausmacht. Auch regional wächst STIF über Europa und die USA hinaus – mit ersten Großaufträgen aus Asien und einer gut gefüllten Projektpipeline. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Aktienkurs wider, der sich in der ersten Jahreshälfte mehr als verdoppelt hat (+151,9 %).
STIF als globaler Schlüsselanbieter für Batterieschutz
- RaySearch Laboratories: Das von Gründer Johan Löf geführte Unternehmen entwickelt Software zur hochpräzisen Planung und Steuerung von Strahlentherapie. Im Zentrum steht RayStation – die leistungsfähigste Lösung am Markt–, die bereits in vielen führenden Krebszentren weltweit eingesetzt wird. Mit einem organischen Umsatzwachstum von über 15 % pro Jahr über die letzten zehn Jahre, einer treuen Kundenbasis und einer überzeugenden Erfolgsbilanz bei der Marktdurchdringung gilt RaySearch als technischer Marktführer in seinem Segment. Das operative Tempo hat sich zuletzt sogar noch beschleunigt: Im ersten Quartal 2025 stiegen die Auftragseingänge um über 70 % im Jahresvergleich, das bereinigte EBIT mehr als verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr und lag damit rund ein Drittel über den Erwartungen. Die Aktie legte in der ersten Jahreshälfte um rund 55 % zu.
RaySearch beschleunigt operativ und übertrifft Erwartungen deutlich
Bewertungsabschlag, Zinswende und Konjunkturerholung unterstützen
Die Underperformance europäischer Small und Micro Caps gegenüber Large Caps hat in den vergangenen Jahren historische Ausmaße angenommen. Die Bewertungsabschläge gegenüber Large Caps – etwa gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis – bewegten sich zeitweise auf Rekordniveaus. Zwar hat sich diese Lücke zuletzt etwas eingeengt, doch im historischen Vergleich bleiben Small und Micro Caps weiterhin deutlich unterbewertet.
Abb. 3: Europäische Small Caps handeln zu einem historischen Discount gegenüber Large Caps
Inzwischen scheinen sich aber die positiven Treiber durchzusetzen: Wie bereits in früheren Zyklen beginnt sich die geldpolitische Lockerung auch in Form einer konjunkturellen Aufhellung bemerkbar zu machen. Ohne der Lektüre unserer aktuellen Publikation „Aufschwung europäischer Aktien – Der Wandel ist eingeleitet“ vorgreifen zu wollen, zeigen sich mittlerweile deutliche Anzeichen einer konjunkturellen Erholung in Europa. Neben der weltweit einsetzenden geldpolitischen Lockerung trägt insbesondere das jüngst verabschiedete deutsche Fiskalpaket zur Aufhellung der Stimmungs- und Frühindikatoren bei. Die wirtschaftliche Dynamik verbessert sich – ein Umfeld, das regelmäßig zur Wiederaufnahme der Outpeformance von Small und Micro Caps geführt hat.
Abb. 4: Zinssenkungszyklen als Vorindikator für Konjunkturerholung in Europa
Netto-Hikes/Cuts der globalen Zentralbanken vs. Eurozone Konjunkturindikator & Small vs. Large Caps in Europa im Jahresvergleich
Marktumfeld dreht: Positive Marktbreite und Kapitalflüsse
Positiv zu werten ist unseres Erachtens zudem die nach langer Zeit wieder zunehmende Marktbreite. Kursgewinne an den europäischen Aktienmärkten waren in den vorangehenden Quartalen stark auf bestimmte Titel konzentriert – insbesondere in Bank-, Versicherungs- und Verteidigungswerten sowie bei ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. In den letzten Wochen zeigt sich ein deutlich breiteres Bild – sowohl sektor- als auch länderübergreifend. Inzwischen notieren über 50 % der Aktien mit Hauptsitz in Europa und einer Marktkapitalisierung zwischen 60 Mio. und 6 Mrd. EUR oberhalb ihrer 100-Tage-Linie – ein potenzieller Vorläufer einer nachhaltigen Trendumkehr.
Abb. 5: Zunehmende Marktbreite als zusätzliches positives Signal
Marktbreite in Europa: Anteil der Aktien über der 100-Tage-Linie nach Sektor und Land
Auch bei den Kapitalflüssen deutet sich eine Trendwende an: Erstmals seit 2022 verzeichnen europäische Aktienmärkte und Fonds wieder spürbare Zuflüsse. Nach einer langen Phase anhaltender Mittelabflüsse kehrt damit allmählich das Vertrauen institutioneller Investoren zurück. Im Small- und Micro-Cap-Segment ist dieses Bild bislang zwar noch nicht durchgehend positiv, doch auch hier gilt: Die Phase ausgeprägter Outflows scheint überwunden.
Abb. 6: Die Kapitalströme in Europa und insbesondere in Deutschland verbessern sich
Kumulierte Kapitalströme seit Januar 2022 (% AUM)
Abb. 7: Flows im Small Cap Segment
Geschätzte Fonds-Flows in Mrd. EUR für 413 aktiv verwaltete Europäische und globale Small-Cap Fonds
Ausrichtung des Berenberg European Micro Cap Fonds
Im bisherigen Jahresverlauf haben wir zudem unsere Positionierung weiter geschärft:
- Aufbau von Positionen in hochwertigen Finanzplattformen, die vom gestiegenen Handelsvolumen und positiven strukturellen Trends profitieren (Hellenic Exchanges, Smartbroker oder Lang & Schwarz)
- Erhöhung oder Neuaufnahme von Titeln mit positiver Exponierung zum deutschen Fiskalpaket, wie etwa Süss Microtec, Basler, MBB oder Pfisterer
- Stärkere Gewichtung europäischer Unternehmen mit begrenztem US-Exposure und damit niedrigerem Zollrisiko, etwa Chapters Group, Meier Tobler, oder Cicor
- Gleichzeitig haben wir unsere Allokation im Gesundheitswesen selektiv reduziert, z. B. bei Chemometec, Surgical Science Sweden und Stille
Unser strikter Bottom-up-Ansatz mit Fokus auf Qualität, strukturelles Wachstum und hohe Kapitalrenditen führt zu einer grundsätzlichen Übergewichtung der Sektoren Technologie, Industrie und Gesundheitswesen – und gleichzeitig zu einer bewussten Untergewichtung klassischer Banken, Versicherungen oder Immobilienwerte. Stattdessen investieren wir gezielt in Finanzplattformen mit hoher operativer Hebelwirkung und starker Kundenbindung.
Abb. 8: Veränderungen im Berenberg European Micro Cap Portfolio
Absolute Gewichtung in % im Vergleich zum Vorjahr
Die Berichtssaison des ersten Quartals 2025 bestätigt, was sich bereits in den Vorquartalen angedeutet hat – eine schrittweise, aber spürbare Verbesserung auf breiter Front. Seit dem dritten Quartal 2024 beobachten wir eine zunehmende operative Verbesserung, die sich nun auch in den jüngsten Unternehmenszahlen widerspiegelt. Viele unserer Portfoliounternehmen berichten von anziehender Nachfrage, verbesserter Visibilität und wachsender Investitionsbereitschaft auf Kundenseite. Die Reaktionen am Markt fielen entsprechend positiv aus und zeigen, dass Investoren beginnen, diese Entwicklung wieder einzupreisen.
Fazit
Die Kombination aus historisch attraktiven Bewertungen, zunehmender Marktbreit sowie konjunktureller Aufhellung bei sinkenden Zinsen spricht für eine nachhaltige Verbesserung im europäischen Micro-Cap-Segment. Unser aktiver, bottom-up-orientierter Investmentansatz mit Fokus auf Qualität und Nischenmarktführerschaft verschafft uns eine aussichtsreiche Position, um an dieser Entwicklung überdurchschnittlich zu partizipieren.
Warum Nebenwerte bei Berenberg?
- Stiltreuer Quality/Growth Bottom-Up-Ansatz für die weltweit kleinsten attraktiven Unternehmen
- Hoher Active Share (>90%) mit erheblicher Benchmarkabweichung
- Diversifiziertes Portfolio von 90-120 Titeln
- Nutzen von Informationsineffizienzen bei weniger beachteten Titeln
- Spezialisiertes Team mit langjähriger Erfahrung und vielfach ausgezeichneter Lead Portfoliomanager Peter Kraus
- Langfristiger Anlagehorizont von 5+ Jahren
Chancen und Risiken
Autoren

Peter Kraus
Peter Kraus ist seit Oktober 2017 Head of Small Cap Equities bei Berenberg. Er war ab dem Jahr 2000 zunächst für 3 Jahre als Aktienanalyst für eine Corporate Finance Beratung in München tätig, bevor er in 2003 zu Deka Investment nach Frankfurt wechselte. Dort war er als Analyst für europäische Nebenwerte tätig. In 2006 wechselte er zu Allianz Global Investors als Fondsmanager für europäische Micro und Small/Mid Caps, wo er in den Folgejahren maßgeblich zum Erfolg des Nebenwerte-Teams beigetragen hat. Peter Kraus zeigte sich verantwortlich für das Management von diversen europäischen Nebenwerte-Fonds sowie für die Akquisition und die Betreuung internationaler institutioneller Mandate. Er studierte an der Universität Mannheim Betriebswirtschaftslehre und ist CFA Charterholder.

Johann Abrahams
Johann Abrahams ist seit Januar 2020 Portfoliomanager bei Berenberg. Zuvor absolvierte er das Berenberg International Graduate Programm mit Einsätzen im Sell-Side Equity Research, Equity Sales, ECM, Syndicate, sowie im quantitativen und diskretionären Asset Management. Johann Abrahams hält einen Bachelor of Science in Volkswirtschaftslehre von der Universität Mannheim, sowie einen Master in Finance and Economics von der London School of Economics und ist CFA Charterholder.
Ihre Ansprechpartnerin

Selin Ceylan
Selin Ceylan ist seit Juni 2020 Produktspezialistin für das diskretionäre Aktien Portfoliomanagement Team. Vor ihrer Zeit bei Berenberg war sie im Investment Management Bereich von Morgan Stanley tätig. Selin Ceylan hält einen Bachelor of Science in International Management und einen Master of Finance von der Frankfurt School of Finance & Management.