Aktueller Marktkommentar
Schlechte Wirtschaftsdaten, gute Wirtschaftsdaten, steigende Zinsen, fallende Zinsen, eine zuletzt wieder falkenhaftere Fed – all das scheint besonders US-Techaktien nicht zu interessieren. Seit Jahresanfang ist der Nasdaq 100 nun knapp 40% im Plus, getrieben durch eine KGV-Bewertungsausweitung um 30% - und das bei nahezu unveränderten Zinsen seit Jahresanfang. Die Hoffnung auf ein Soft Landing in den USA sowie die KI-Euphorie haben definitiv unterstützt. Kurzfristig nimmt nun jedoch die Wahrscheinlichkeit einer Gegenbewegung zu. Neben der abnehmenden Liquidität dürfte es zum Quartalsende hin vermehrt Rebalancierungsflows geben. Aktien haben Anleihen seit Quartalsbeginn und diesen Monat deutlich outperformt. Strategien, die mit Zielquoten arbeiten, müssen die besser gelaufenen Aktien zulasten von Anleihen reduzieren. Zudem haben große Optionsverfalle in der Vergangenheit häufig aufgrund von Hedging-Adjustierungen (z.B. Auflösen von Delta-Hedges) Wendepunkte an den Märkten markiert. Letzter Freitag war ein solcher.
Kurzfristiger Ausblick
Nach der Fed und EZB letzte Woche ist diese Woche (22. Jun.) die Bank of England mit dem Zinsentscheid dran. Der Markt erwartet eine Zinserhöhung um 25Bp. Zudem spricht Fed-Präsident Powell am 21./22. Juni vor dem Repräsentantenhaus und Senat vor. Vom 26. bis 28. Juni lädt die EZB zum Zentralbankforum in Sintra ein. Am 29./30. Juni trifft sich die Führungsebene der EU in Brüssel. Diesen Dienstag werden die US-Häusermarktdaten (Mai), am Mittwoch die britische Inflationsdaten (Mai) und am Donnerstag das französische Geschäftsklima (Insee, Jun.) veröffentlicht. Die japanische Inflation (Mai) und die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Jun.) für Europa und die USA folgen am Freitag. In der Folgewoche stehen für Deutschland die vorläufigen Inflationszahlen (Jun.), das Konsumentenvertrauen (Jun.), der ifo Index (Jun.), die Einzelhandelsumsätze (Jun.) und die Arbeitsmarktdaten (Jun.) an. In den USA wird das Verbrauchervertrauen (Jun.), der Chicago PMI (Jun.) und die privaten Haushaltsdaten (Mai) veröffentlicht.
Die Aktienmärkte sind fällig für einen Rücksetzer
- Die Aktienmärkte bewegen sich ohne große Schwankungen nach oben. Seit 70 Handelstagen (9. März) hat der S&P 500 keinen Rücksetzer größer 3% gesehen.
- Im historischen Durchschnitt kommt es hingegen etwa einmal im Monat zu einer solchen Korrektur – im Median gar fast alle zwei Wochen. Rein statistisch wird es also Zeit für den nächsten Rücksetzer.
- Aber auch fundamental gibt es gute Gründe wie z.B. gestiegene Bewertungen bei höheren Zinsen, die sinkende Liquidität, oder Rebalancierungsflows.