Aktueller Marktkommentar
Wie von uns befürchtet erwiesen sich die Markthoffnungen auf eine schnelle Wende der Fed abermals als verfrüht. Powell machte bei der Fed-Sitzung letzte Woche klar, dass das Tempo der Zinserhöhungen sich zwar verlangsamen dürfte, dies aber nicht mit einer Pause und damit einem „Fed-Pivot“ (Umkehr der Geldpolitik) gleichzusetzen sei. Die Zinsen dürften entsprechend länger erhöht bleiben. Dies belastete vor allem zinssensitive Anlageklassen, wie den Nasdaq, während sich Rohstoff-nahe Investments gut behaupteten – auch weil es zuletzt vermehrt Gerüchte gab, dass China eine Umkehr von der Null-Covid-Politik im Frühling nächstes Jahr betreiben könnte. Die Abkehr von der strikten Null-Covid-Politik könnte entsprechend vor dem Fed-Pivot kommen. Wir bleiben nicht nur taktisch, sondern auch strukturell konstruktiv für Rohstoffe. Für eine nachhaltige Erholung der Aktienmärkte bedarf es aus unserer Sicht weiterhin schwächerer Konjunktur- und Inflationsdaten. Erst dann halten wir einen wirklichen Fed-Pivot für wahrscheinlich.
Kurzfristiger Ausblick
In den nächsten zwei Wochen wird es politisch. Am 8. November stehen in den USA die Zwischenwahlen an. Aktuell haben die Republikaner in den Umfragen sowohl im House als auch im Senat die Nase vorne. Sollte es so kommen, wäre die Regierungsfähigkeit von US-Präsident Biden eingeschränkter. Vom 15. bis 16. November treffen sich die Regierungschefs zum G20-Gipfel in Bali. Putins-Krieg sowie die Beziehung zu China dürften zentrale Themen sein. Diese Woche werden am Mittwoch die Inflationsdaten (Okt.) für China und am Donnerstag für die USA veröffentlicht. Am Freitag folgen die vorläufigen Q3-BIP-Daten für Großbritannien sowie das US-Verbrauchervertrauen (Uni Michigan, Nov.). In der Folgewoche werden die ZEW-Wirtschaftserwartungen (Nov.) für Deutschland sowie die Einzelhandelsumsätze (Okt.), die Industrieproduktionsdaten (Okt.), der Empire State und Leading Index (Nov.) sowie der Erzeugerpreisindex (Okt.) für die USA bekannt gegeben.
„Gridlock“ in der US-Politik voraus – häufig positiv für Aktienmärkte
- Morgen stehen die US-Zwischenwahlen an. Aktuell preisen die Wettmärkte, dass die Republikaner sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat die Mehr- heit gewinnen. Damit dürfte Biden kaum noch innenpolitische Entscheidungen durchsetzen können. So ein „Gridlock“ ist oft positiv für die Märkte.
- Allerdings drohen bereits jetzt einige Republikaner die Schuldenobergrenze Anfang nächsten Jahres nur anzuheben, wenn Biden Ausgabenkürzungen zu-stimmt. 2011 hatte dies temporär zu Verwerfungen an den Märkten geführt.