Horizonte Q2│2024

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das zweite Quartal 2024.

Kernaussagen des Ausblicks

Positiver Jahresauftakt

Die Aktienmärkte haben die Diskussion um Rezession versus weiche Landung hinter sich gelassen und preisen bereits sehr günstige langfristige Aussichten für die Konjunktur und die Unternehmensgewinne ein. Für weiteres Potenzial brauchen Aktien höhere Gewinne.

Zinssenkungen trotz Konjunkturerholung

Bei einer sich abzeichnenden weltweiten Konjunkturerholung und ersten Zinssenkungen im zweiten Quartal dürften die langfristigen Anleiherenditen kaum
sinken, die Renditekurven steiler werden, die Marktbreite zunehmen und sich Nebenwerte und Rohstoffpreise erholen.

Balance wahren

Die Risiken für dieses günstige Szenario sind vielfältig: hartnäckigere Inflation, Geopolitik, zu optimistische Stimmung, hohe Positionierung der Anleger und die US-Wahlen. Eine ausgewogene Aufstellung ist daher nach dem starken Jahresauftakt angebracht.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Jahresauftakt verlief an den Aktienmärkten überraschend positiv. Nach den holprigen ersten zwei bis drei Wochen mit Verlusten von bis zu zwei Prozent kam es trotz steigender Anleiherenditen und rückläufiger Zinssenkungserwartungen zu kräftigen Kursgewinnen – bemerkenswerterweise getrieben durch gestiegene Aktienbewertungen. Unterstützend wirkten die robuste US-Konjunktur und die positive Berichterstattung für das vierte Quartal 2023 in den USA. Die Ergebnisse der großen Technologiewerte haben die KI-Euphorie wieder angefacht. Die Aktienmärkte haben damit die Diskussion um Rezession versus weiche Landung scheinbar hinter sich gelassen und preisen bereits sehr günstige langfristige Aussichten für die Konjunktur und die Gewinne ein. Nur so passen die gleichzeitig steigenden Realrenditen und Aktienbewertungen zusammen. Aber die Marktbreite ist unverändert gering.

Wie wahrscheinlich sind diese positiven Aussichten? Das Risiko einer harten Landung der US-Wirtschaft ist kurzfristig tatsächlich gesunken. Das zunächst unwahrscheinliche Szenario, dass die Inflation gesenkt werden kann, ohne eine Rezession auszulösen, wird immer wahrscheinlicher. In den USA, im Euroraum, in Japan und China gab es zuletzt positive Konjunkturüberraschungen. Unsere Volkswirte sind vorsichtig optimistisch, dass es beginnend im zweiten Quartal zu einer Erholung der Weltwirtschaft kommen wird. Zudem sind die Zins- und Inflationserwartungen im Markt nun deutlich realistischer geworden. 2024 sind nur noch halb so viele Zinssenkungen der Fed und der EZB eingepreist wie zu Jahresbeginn. Aufgrund struktureller Inflationstreiber erscheint uns der Spielraum für Zinssenkungen auf längere Sicht zwar begrenzt, wir erwarten aber, dass die Fed und EZB gegen Ende des zweiten Quartals die Zinsen senken werden. Sollte dies vor dem Hintergrund einer sich erholenden Konjunktur geschehen, dürften die langfristigen Anleiherenditen kaum fallen und die Renditestrukturkurven wieder steiler werden. Eine weitere, starke Bewertungsausweitung insbesondere bei US-Aktien ist dann unwahrscheinlich. Für weiteres Potenzial brauchen die Aktienmärkte daher höhere Gewinne. Kommt es zur globalen Konjunkturerholung und dennoch zu ersten Zinssenkungen, dürften die Marktbreite zunehmen und (insbesondere europäische) Nebenwerte und Rohstoffpreise sich erholen. Lesen Sie hierzu das Interview mit unserem Fondsmanager für Small- und Micro-Caps, Peter Kraus.

Für das Szenario gibt es aber zahlreiche Risiken (z.B. hartnäckigere Inflation, Geopolitik). Und selbst wenn es eintritt, dürfte es auf dem Weg dorthin noch etliche Unwegsamkeiten geben (z.B. zu optimistisches Sentiment, hohe Positionierung von Anlegern, US Wahlen). Im zweiten Quartal könnten die typischerweise positive April-Saisonalität und die sich dann möglicherweise für Juni abzeichnenden ersten Zinssenkungen durch Fed und EZB die Märkte weiter stützen, auch wenn das Aufwärtspotenzial begrenzt erscheint, bevor ab Mitte des Jahres die Sommersaisonalität und die Unsicherheit im Vorfeld der US-Wahlen zu höherer Volatilität führen dürfte. Ähnlich hohe risikoadjustierte Renditeerwartungen aller Anlageklassen und die bestehende Unsicherheit sprechen auf der Ebene der Anlageklassen mehr denn zuvor für eine ausgewogene Aufstellung. Die Chancen liegen aus unserer Sicht unter der Oberfläche.

Herausgeber

Prof Dr Bernd Meyer
Prof. Dr. Bernd Meyer
Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset
Telefon +49 69 91 30 90-225