Narrativwechsel an den Märkten

Im zweiwöchentlichen Monitor geben wir Ihnen einen strukturierten Überblick über die aktuelle Kapitalmarktlage und beleuchten wichtige Entwicklungen.

Aktueller Marktkommentar

Nachdem die Aktienmärkte noch im Oktober angesichts geopolitischer Sorgen und steigender Zinsen nachgaben, gab es in der letzten Woche eine technische Gegenbewegung der überverkauften Märkte. Neben soliden Q3-Unternehmensergebnissen hat dabei geholfen, dass die Zinsen zuletzt teils deutlich heruntergekommen sind. So sind 10-jährige US-Renditen vom Hochpunkt im Oktober mehr als 50p gefallen, unterstützt durch eine leicht taubenhafte Fed und dem US-Finanzministerium, das sich nun verstärkt am kurzen Ende refinanzieren möchte. Nach der Fed-Sitzung letzten Mittwoch kam zudem wie so oft die Volatilität mit der nachlassenden Unsicherheit herunter. Der VIX fiel von 21 auf 15, was systematische Investoren wieder in den Markt gezwungen hat. Wir haben den Abverkauf Ende Oktober genutzt, um unser Aktienuntergewicht zu reduzieren, und US-Aktien aufgestockt. Diese sind in der Regel besonders durch verstärkte Aktienrückkaufprogramme zum Jahresende unterstützt. Fundamental bleiben wir aber skeptisch.

Kurzfristiger Ausblick

Die kommenden zwei Wochen dürfte es ruhiger auf der (geld-)politischen Ebene werden. Die großen Zentralbanken treten erst wieder Mitte Dezember zusammen und politisch wird es erst am 13./14. November auf dem Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) 2023-Gipfel spannend. An den Märkten dürfte das Gros der S&P-500 Unternehmen in den nächsten zwei Wochen die Q3-Berichtssaison abgeschlossen haben. Danach dürften die Aktenrückkaufprogramme der US-Unternehmen wieder an Fahrt gewinnen. Heute stehen die Oktober-Einkaufsmanagerindizes (PMIs) der Industrie für die Eurozonenländer an. Die Daten zur deutschen Industrieproduktion (Sep.) und zur US-Handelsbilanz (Sep.) folgen am Dienstag. Donnerstag geben die US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (4. Nov.) Einblicke in den US-Arbeitsmarkt. Freitag folgen die BIP-Zahlen (Q3) für Großbritannien und das vorläufige US-Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (Nov.).

Doch kein „höher für länger“?

Quelle: Bloomberg, Zeitraum: 01.08.2023 – 03.11.2023
  • Nach zuletzt schwächeren US-Wirtschaftsdaten und daraufhin weniger falkenhaften Zentralbanken sind die Zinsen deutlich gefallen und Aktien kräftig gestiegen. Anstatt „Higher for Longer“ galt „Bad News is Good News“. Allerdings dürfte die Rallye stark durch Short-Covering und die pessimistische Anlegerstimmung begünstigt sein.
  • Auch wenn kurzfristig weniger Zinsdruck gut für Aktien ist, sollten die schlechteren Makrodaten keinen Anlass zur Euphorie geben. Schlechte Nachrichten bleiben mittelfristig schlecht.