Hamburg. Nach einem außergewöhnlich dynamischen Börsenjahr 2025 blickt Dr. Holger Schmieding, Chefvolkswirt von Berenberg, verhalten auf das Jahr 2026. Zwar drohen weder eine Rezession noch ein erneuter Inflationsschub, doch die globale Wirtschaft dürfte sich lediglich im Bereich ihres langfristigen Wachstumstrends bewegen. Für Deutschland sieht er 2026 zunächst einen positiven Impuls durch höhere Investitionen, den gelockerten fiskalischen Rahmen und einzelne bereits beschlossene Maßnahmen der Bundesregierung. Gleichzeitig steige der Reformdruck deutlich.

Pressemeldung | 09. Dez 2025

Ausblick 2026: Kurs halten in unruhigen Zeiten

Lesedauer: 4 MIN

Nach dem Kursfeuerwerk 2025 ist der globale Ausblick 2026 verhalten. „Die Märkte haben ein normales Wirtschaftswachstum weitgehend eingepreist“, sagt Dr. Holger Schmieding, Chefvolkswirt von Berenberg. „Ein ausgeprägtes Risiko für einen nachhaltigen Bärenmarkt sehen wir derzeit nicht, doch ebenso wenig Spielraum für deutliche positive Überraschungen.“

Langfristige Belastungsfaktoren begrenzen Zinssenkungen

Schmieding verweist darauf, dass der Spielraum großer Notenbanken für weitere Zinssenkungen begrenzt bleiben dürfte. „Demografisch bedingter Fachkräftemangel, protektionistische Handelspolitik und hohe Staatsdefizite sprechen auf Sicht der kommenden Jahre für etwas mehr Inflationsdruck, und damit auch für strukturell höhere Zinsen“, erklärt der Chefvolkswirt. Zugleich könnten technologische Fortschritte, nicht nur im Bereich Künstliche Intelligenz, die Bewertungen an den Kapitalmärkten stützen. Gleichwohl seien „zeitweilige Rückschläge jederzeit möglich“.

USA: Trumps Wirtschaftspolitik dämpft das Potenzialwachstum

Für die USA erwartet Schmieding 2026 ein Wachstum von knapp 2 Prozent, gestützt durch den flexiblen Arbeitsmarkt, fiskalische Impulse und den fortgesetzten Investitionsboom rund um KI-Technologien.

Langfristig sei das Bild jedoch weniger positiv. „Die von Präsident Trump eingeführten Zölle wirken wie eine Steuer auf US-Verbraucher und lenken Kapital in weniger produktive Sektoren“, so die Analyse. Zugleich beschränke die restriktive Einwanderungspolitik das Angebot an einfachen Arbeitskräften als auch an hochqualifizierten Fachleuten.

„Als Folge der Trumpschen Politik haben wir unsere Prognosen für das Trendwachstum der USA von 2,0 auf 1,5 Prozent gesenkt“, erklärt der Chefvolkswirt. Der KI-Boom könnte die tatsächliche Wachstumsrate 2026 jedoch noch etwas darüber halten.

China: Fortschritte in der Hochtechnologie, Schwächen im Inland

China stehe weiterhin vor strukturellen Herausforderungen. Während staatliche Subventionen in der Hochtechnologie Erfolge zeigen, belaste eine hohe Jugendarbeitslosigkeit die Binnenwirtschaft. „Die massiven Investitionen in industrielle Überkapazitäten fehlen an anderer Stelle. Wir erwarten, dass sich das offiziell ausgewiesene Wachstum bei unter 5 Prozent stabilisiert“, so der Experte.

Eurozone: Gegenwind aus Übersee, Rückenwind aus der Binnenwirtschaft

Europas Industrie sieht sich auch 2026 einem kräftigen Gegenwind aus den USA und aus China ausgesetzt. Das Wachstum müsse daher aus der Binnenwirtschaft kommen. „Wir rechnen damit, dass die Eurozone im kommenden Jahr rund 1,2 Prozent erreicht – also etwa ihre Trendrate“, sagt Schmieding.

Zwei Gründe sprechen dafür, dass die Euro-Wirtschaft 2026 um etwa 1,2 Prozent zulegen kann. Erstens werden die niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank im Zeitablauf ihre belebende Wirkung entfalten, unter anderem aber nicht nur im Wohnungsbau. Zweitens werden Deutschlands steigende Staatsausgaben die Konjunktur im größten Euro-Land anschieben. Dies könnte eine leicht nachlassende Wachstumsdynamik in Spanien sowie politische Unsicherheiten in Frankreich weitgehend ausgleichen.

Deutschland: Reformdruck steigt – politische Weichenstellungen entscheiden

Für Deutschland sieht Schmieding 2026 zunächst einen positiven Impuls durch höhere Investitionen, den gelockerten fiskalischen Rahmen und einzelne bereits beschlossene Maßnahmen der Bundesregierung. Gleichzeitig steige der Reformdruck deutlich. „Deutschland braucht einen echten Reformschub, um demografische Belastungen abzufedern, die Dynamik zu stärken und steigende Lohnnebenkosten zu begrenzen“, sagt Dr. Holger Schmieding. Insgesamt bleiben entscheidende Reformen – insbesondere in Renten-, Pflege- und Sozialversicherung – offen.

Der Volkswirt betont die politische Bedeutung der kommenden Monate: „Ob Deutschland sein Wachstumspotenzial stabilisieren kann, hängt stark davon ab, ob Union und SPD sich auf weitergehende, angebotsorientierte Reformen einigen.“ Innerhalb der SPD gebe es Anzeichen für mehr Pragmatismus, doch bislang fehlten umfassende Entscheidungen, die den Standort nachhaltig stärken würden.

Für 2026 erwartet Schmieding ein Wachstum von 0,8 Prozent, gefolgt von einem zyklischen Höhepunkt mit einem Zuwachs von 1,3 Prozent im Jahr 2027 – vorausgesetzt, die wirtschaftspolitische Linie bleibt konsistent und parteiinterne Konflikte belasten nicht das Investitionsklima.

Fazit: Vorsichtig stabiler Gesamtblick

„Der Ausblick für 2026 ist alles in allem moderat. Die wirtschaftlichen Risiken sind begrenzt, aber ebenso auch die Chancen auf positive Überraschungen“, fasst Dr. Holger Schmieding zusammen. „Entscheidend wird sein, ob die großen Volkswirtschaften, allen voran Deutschland, die notwendigen strukturellen Schritte gehen. Dann bleibt die konjunkturelle Basis solide.“ Politische Risiken seien allerdings erheblich.

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