Horizonte Q4│2023 - Währungen

Euro/US-Dollar: Rückenwind für den US-Dollar

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das vierte Quartal 2023.

Geldpolitische Aussichten stärken den US-Dollar

Nach einem positiven Ausreißer auf über 1,12 US-Dollar je Euro im Juli geriet der Euro anschließend unter Druck und fiel bis Mitte September auf unter 1,07. Der Hauptgrund für diese Euro-Schwäche liegt in einer Neueinschätzung der konjunkturellen Lage diesseits und jenseits des Atlantiks und der daraus resultierenden veränderten geldpolitischen Perspektive. Die Konjunktur in der Eurozone entwickelt sich nur zäh. Deutschland, größte Volkswirtschaft der Eurozone, erweist sich als Bremsklotz. Angesichts der schwachen Konjunktur sinkt der Druck auf die Europäische Zen-tralbank (EZB), den Leitzins noch deutlich weiter zu straffen. Die Zinserhöhung im September dürfte das Ende des Zinserhöhungszyklus markieren. Dagegen erweist sich die US-Konjunktur trotz der kräftig gestrafften Geldpolitik als erstaunlich robust. Die weithin befürchtete Rezession dürfte ausbleiben. Eine weiche Konjunkturlandung ist inzwischen wahrscheinlich. Das wiederum reduziert die Wahrscheinlichkeit für deutliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed im kommenden Jahr, die in einem Falle einer kräftigeren Rezession zur Konjunkturbelebung wahrscheinlich gewesen wären. Selbst eine weitere Zinserhöhung ist nicht völlig ausgeschlossen. Im Ergebnis bedeutet das: Am Devisenmarkt wurde in den letzten Wochen eingepreist, dass die EZB weniger straffen und die Fed im nächsten Jahr weniger lockern wird. Der Zinsvorsprung der USA würde somit nicht so schnell schwinden.

EUR/USD: Zinsdifferenz spricht für die US-Währung

Der US-Dollar profitiert von höheren Zinsen. Die aktuellen geldpolitischen Aussichten sprechen für einen anhaltenden Zinsvorsprung

Zeitraum: 20.09.2018–20.09.2023
EUR in US-Dollar; Zinsdifferenz in %. Quelle: Macrobond

Vorerst sprechen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht für den Euro. Wenn die Marktakteure allerdings zum Ende des Jahres ihren Blick auf die mögliche Konjunkturbelebung in der Eurozone im Frühjahr richten, könnte die Stimmung wieder zugunsten des Euro drehen. Der Wechselkurs könnte in diesem Fall zum Jahreswechsel wieder etwas höher stehen.

Gegenüber dem Schweizer Franken ist der Euro weiterhin in der Defensive. Seit März notiert der Euro durchgehend unterhalb der Parität. Mit rund 0,96 Franken je Euro ist der Abstand zur Parität inzwischen sogar beträchtlich. Der Franken profitiert neben seiner Eigenschaft als sicherer Anlagehafen von der Politik der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie hat sich auf eine Politik des starken Franken festgelegt, um die Inflation zu bekämpfen. Mit Erfolg: Seit Juni liegt die Inflationsrate der Schweiz wieder unterhalb der Zwei-Prozent-Marke. Insofern ist fraglich, wie lange die SNB noch an der Politik des sehr starken Frankens festhält. Der Euro könnte dadurch gegenüber dem Franken nächstes Jahr zumindest leicht zulegen.

EUR/CHF: Starker Franken dämpft Inflation

Die Schweizerische Nationalbank verfolgt seit Monaten eine Politik des starken Franken. Die starke Währung dämpft die Inflationsrate.

Zeitraum: 20.09.2018–20.09.2023
Euro in Schweizer Franken; Inflation in %. Quelle: Macrobond

Wechselkursprognosen

Berenberg- und Konsensprognose im Vergleich, Werte zur Jahresmitte 2024 und zum Jahresende 2024

* Durchschnitt, Konsens per 22.09.2023
Quelle: Bloomberg

Autor

Quitzau Jörn
Dr. Jörn Quitzau
Leiter Wirtschaftstrends
Telefon +49 40 350 60-113